Farben passgenau reproduzieren

Pantone-Fächer nicht farbverbindlich

Pantone-Fächer ist nicht gleich Pantone-Fächer: Der Einsatz von Pantone-Fächern für Farbabstimmungen ist aufgrund ihrer unterschiedlichen Rezepturen und Abweichungen mit Risiken verbunden. Worauf man achten sollte.

Wann immer Farbabstimmungen mit Pantone-Fächern vorgenommen werden, sind Enttäuschungen möglich, weil der gewünschte Farbton beim Druck nicht so getroffen wurde, wie ihn der Auftraggeber anhand der Nummer aus deren Pantone-Fächer definiert hatte. Der Grund dafür ist, dass Pantone-Fächer zwar ein gängiges Farbsystem darstellen, dass sie jedoch untereinander erhebliche Abweichungen aufweisen können. So kann sich zum Beispiel der Pantone-­Fächer im Lauf der Zeit selbst verändert haben und die Farbtöne nicht mehr korrekt anzeigen, weil auch er ein Ab­laufdatum hat. Sobald Pantone-Fächer aus der Folienver­packung genommen werden, sollte man sie daher nicht ewig lang nutzen. Ihr Papier enthält optische Aufheller, die mit der Zeit zu signifikanten Farbabweichungen führen können. Darüber hinaus können die Farbtöne der Pantone-Fächer voneinander abweichen, weil sie von verschiedenen Produktionsbetrieben auf der ganzen Welt auf unterschied­lichen Maschinen hergestellt wurden und aus ­differierenden Chargen stammen. „Bei Farbabstimmungen mit Pantone-Farbfächern sollte man besondere Vorsicht walten lassen. Schließlich werden sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten über Jahre hinweg an unter­schiedlichen Standorten auf unterschiedlichen ­Maschinen produziert und können so teilweise extreme Farbabweichungen (uns sind Messungen bis über 8 E bekannt) untereinander aufweisen“, erläutert Dr. Johannes Michael Wareka, CEO von Marzek Etiketten+Packaging und 4. Generation der Gründer­familie. Bestelle man zehn Fächer von einem Händler, könne es sogar passieren, dass diese mit derselben Versionsnummer nicht aus derselben Charge vom selben Produk­tionsbetrieb stammen und daher untereinander abweichen, ­ergänzt Wareka. Selbst wenn sich Druckereien an die im Fächer angege­benen Pantone-Rezepturen hielten, entsprächen die Ergeb­nis­se nicht immer dem gewünschten Farbton. Wie man aus diversen Messungen wisse, sei es bei der Definition von manchen Rezepturen in Pantone-Fächern schlichtweg zu Fehlern gekommen, so Wareka weiter. Selbst Profis in der „Farbküche“ sowie optimal kalibrierte Messgeräte könnten in diesen Fällen den Erwartungen ihrer Auftraggeber nicht gerecht werden.

Heikle Bildschirmdarstellungen

Besonders schwierig wird es laut Wareka, wenn die Auftrag­geber von der Darstellung ihrer gewünschten Farbtöne am Bild­schirm ausgehen. Bildschirme verwenden das additive Farbmodell (RGB), bei dem Farben durch das Mischen von Rot, Grün und Blau erzeugt werden. Druckerzeugnisse dagegen arbeiten mit dem subtraktiven Farbmodell (4c: CMYK) beziehungsweise erwei­tert 7c: CMYK+ Orange + Violett + Grün), bei dem ­Farbtöne durch die Kombi­nation der Grundfarben in ­verschie­de­nen Rastertechnolo­gien entstehen. Hinzu kommt, dass verschiedene Geräte (Monitore, Drucker, ­Kameras) unter­schied­liche Farbräume und Farbprofile verwenden, die den Farb­bereich ­defi­nieren, den sie darstellen können. Selbst bei identen Modellen kann es aufgrund der Fertigungs­toleranzen zu erheblichen Unter­schieden kommen. Auch das Umgebungslicht hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie die Farben am Bildschirm wahrgenommen werden. „Selbst kalibrierte Bildschirme bieten keine 100 Prozent zufriedenstellende Lösung, weil es keine einheitlichen Standards für die Kalibrierung gibt. Außerdem verändern auch Monitore und andere Geräte im Lauf der Zeit die Farbdarstellung. Und last, but not least spielt der mensch­liche Faktor eine entscheidende Rolle: Aufgrund der sub­jektiven Wahrnehmung sehen zwei Personen dieselbe Farbe, beurteilen sie jedoch unterschiedlich – auch wenn sie nicht farbenblind sind“, gibt Wareka schmunzelnd zu ­bedenken.

Lichtverhältnisse bei der Farbbetrachtung

Farbproben können unter einer Lichtart die gleiche Farb­an­mutung haben, unter einer anderen Lichtart jedoch unterschiedlich wirken. Dieser Effekt wird in der Farb­lehre auch als Metamerie bezeichnet. Dabei sind nicht nur die Lichtart, die Lichtfarbe und die Lichttemperatur (­Kelvin), sondern auch der Farbwiedergabeindex (CRI) relevant. Um zum ge­wünschten Farbvergleich zu kommen, ist es daher nicht unbedingt sinnvoll, das Druckprodukt unter dem grafischen Normlicht zu betrachten, sondern unter den Lichtverhältnissen, unter denen das Druck­produkt zur Geltung ­kommen soll wie zum Beispiel Supermarkt­beleuchtung. Diese unterschiedlichen Licht­verhältnisse können bei Marzek ­Etiketten + Packaging mit speziellen Leuchtkästen simuliert ­werden, damit die gewünschten Farbeffekte optimal erreicht werden. Unterschiedliche Bedruckstoffe (Papier, Karton, Kunststoff …), verschiedene Druckverfahren (Offset-, Flexo-, Tief-, Sieb-, Digitaldruck …) und andere Schichtdicken können ganz andere Farbwiedergabeeffekte bewirken und die ­Ursache dafür sein, dass Druckereien und Auftraggeber ganz unter­schiedliche Farbtöne sehen, wenn sie auf „ihre“ Fächer ­blicken. „Unsere Druckprofis sind sich dessen natürlich bewusst“, bekräftigt Wareka. „Wir empfehlen daher bei beson­ders heiklen Farben einen persönlichen Termin, bei dem anhand unserer hauseigenen Farbfächer die gewünschte Farbe ausgesucht wird. Heikle Farbtöne sind zum Beispiel Grau, Chamois oder auch Pastell­farben. Mit CMYK und im erweiterten Farbraum gedruckte Farben haben ohne­dies Grenzen in der Wiedergabe. Besonders heikle Farben ­können unsere Profis mit selbst gemischten vollflächigen Farben reproduzieren. Etwas aufwändiger, aber ­ebenfalls sicher ist eine Farbabstimmung direkt vor Ort unter ge­normten Lichtverhältnissen, die auch unterschiedlich simu­liert werden können,“ so Wareka. Wem der Weg zu Marzek nach Traiskirchen zu weit sei, könne auch ein physisches Farbmuster senden.