Till Isensee und Liane Miller

Tiliscos Kolumne

„Dreimal besteuert hält besser“

Liebe Leser und Leserinnen, packen Sie Ihre Mehrwegbehälter aus und Ihre Geld­börsen ein, denn die „Tübinger Verpackungssteuer“ – oder wie sie auch liebevoll genannt wird, der „McDonaldʼs-Gerichtsbeschluss“ – hat es endlich geschafft!

Nach dreijährigem Rechtstreit, der länger ­dauerte ­als die Haltbarkeit einer durchschnittlichen Ein­weg­verpackung, hat das BVerfG am 22. Januar 2025 ­grünes Licht gegeben für die „Tübinger Verpackungssteuersatzung“. Hurra, wir dürfen zahlen! 50 Cent für den Coffee-to-go-Becher, 50 Cent für die Pommesschale und 20 Cent für das Einwegbesteck. Maximal 1,50 Euro pro Mahlzeit – ein echtes Schnäppchen für umweltbewusste Feinschmecker! Und das Beste: Es ist völlig egal, ob Ihre Verpackung aus Kunststoff, Papier oder gepresstem Einhorn-Haar ­besteht. Hauptsache, Sie zahlen! Welcher Verbraucher hat da nicht Sorge über die ent­stehenden Mehrkosten, wenn man keinen Mehrweg-Kaffeebecher oder einen eigenen Essensbehälter für den Döner dabei hat? Denn jeder Dönerladen, Kiosk, oder Imbiss kann frei entscheiden, ob er die Mehrkosten an den Verbraucher weitergibt oder nicht. Und wenn 50 Cent für die Verpackung den Gewinn an einem Hamburger – für 1 Euro im Angebot – über­steigen, ist wohl ziemlich klar, wer die Zeche zahlt. Aber welcher Schlaufuchs erkennt da nicht auch eine Ähnlichkeit zur SUPD? Denn für die Mehrheit der Verpackungen wäre dies nämlich – neben der ­Lizensierung und der SUPD – die dritte Steuer für ein und dieselbe Verpackung, was in dieser Form rein rechtlich mehr als fraglich ist. Und was ist nun mit dem Müll auf den Straßen? Nun, die 50 Cent extra werden sicher die üblichen Pappenheimer davon abhalten, den Big-Mac-­Karton zwei Ampeln nach der Filiale aus dem Autofenster zu werfen. Stattdessen werden sie ihn ganz bestimmt im nächsten Mülleimer entsorgen, so wie sie auch ihre Pfanddosen zurückgeben – schließlich hat man ja dafür bezahlt! [Ironie Off] Also, liebe Freunde des gepflegten Außer-Haus-­Verzehrs, rüsten Sie sich mit Tupperware und Thermoskannen aus. Denn eines ist sicher: Diese Steuer wird uns noch lange begleiten – genauso wie die Einwegverpackungen, die sie eigentlich verhindern soll. Prost Mahlzeit und happy Mehrweg!

Internet: tilisco.de