
Editorial
Ein heißer Messeherbst
Liebe Verpackungsbranche,
Möchte man innovative Lösungen entdecken, Trends verfolgen oder neue Verbindungen knüpfen, sind Messen und Veranstaltungen immer noch die Gelegenheit schlechthin. Der September ist ein wichtiger Messemonat, denn viele Messen finden in diesem Monat statt, sowohl in Deutschland als auch international. So blickt die Getränke- und Liquid-Food-Industrie vom 15. bis 19. September 2025 nach München, wo die Weltleitmesse drinktec den Messemonat eröffnet. Fast zeitgleich (16. bis 19. September) geht die Labelexpo Europe in Barcelona an den Start. Die weltweit größte Veranstaltung für die Etiketten- und Verpackungsdruckindustrie steht im Einfluss der PPWR sowie dem technologischen Wandel durch KI und Automatisierung. Themen, welche wir auf dem zentralen Treffpunkt für die Verpackungsindustrie und ihre Anwender FACHPACK treffen werden, die eine Woche später (23. bis 25. September) ihre Tore öffnet. Analog zur Labelexpo und zur drinktec spielen in Nürnberg auch Digitalisierung, EU-Vorgaben und nachhaltige Materialinnovationen eine übergeordnete Rolle. „Transition in Packaging“, so ließe sich die Überschrift für diese drei Messen formulieren, wenn nicht die K, die internationale Fachmesse der Kunststoff- und Kautschukindustrie, mit den gleichen Buzzwords spielen würde. Buzzwords, ein Phänomen, das in vielen Bereichen anzutreffen ist, meist im Marketing. Klar können sie helfen, Aufmerksamkeit für bestimmte Trends und Entwicklungen zu erregen oder komplexe Sachverhalte zu vereinfachen. Aber aufgrund ihrer komprimierten und oft vereinfachten Natur, können durch die Übersimplifizierung eines komplexen Themas wichtige Nuancen und Details übersehen werden. „Digitale Transformation“ ist schon seit dem Ausrufen von „Industrie 4.0“ in aller Munde. Also Anfang der 2010er Jahre. Seit dieser Zeit ist dieses Buzzword großformatig auf den Messen zu sehen. Und doch zählt Deutschland bei der Anwendung digitaler Technologien in der Breite der Wirtschaft nicht zu den Spitzenreitern, wie die KFW in ihrer Studie „Deutschlands Position bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich“ darlegte. Es konnte auch ermittelt werden, dass viele deutsche Unternehmen die strategische Bedeutung der Digitalisierung noch zu wenig berücksichtigen oder sich um die strategische Ausrichtung ihrer Unternehmen generell nur wenige Gedanken machen. Vielleicht hat die Popularität des Buzzwords dazu führt, dass es sich abnutzt und überbeansprucht und in Kontexten verwendet wird, für die es ursprünglich nicht gedacht war. Wenn wir bei der „Digitalisierung“ bleiben, ist die Übersimplifizierung in diesem Falle vielleicht falsch, denn „Digitalisierung“ bezeichnet nicht nur den Vorgang, analoge Daten in digitale Form zu bringen, sondern auch die Möglichkeiten digitaler Technologien in Bezug auf Geschäftsmodelle, neue Umsatzquellen oder Mehrwerte. Ich weiß nicht, wie wir dem Buzzwordgeladenem Marketing begegnen können. Die Themen der kommenden Messen sind zu wichtig, um sie zu Schlagwörtern zu reduzieren. Also Luft holen und zum Beispiel, das komplexe, facettenreiche Ineinandergreifen von Daten und Systemen für die „digitale Transformation“ tiefgehender erklären – denn ohne genaue Definitionen bleiben alle Buzzwords leer.