Multi-Web Etiketten genauer betrachtet

Kom­muni­kations­talente auf kleiner Fläche

Mehrlagige Etiketten sind wahre Kom­muni­kationstalente. Ihr mehr­schichtiger Aufbau bietet viel Platz für Informationen, ohne das Etikettendesign zu überladen. Doch welche präzise Maschi­nen­technik steckt hinter der Herstellung dieser platzsparenden Wunder? Die Gallus Labelmaster zeigt das Zusammenspiel aus Effizienz, Präzision und Flexibilität in der Multi-Web Etiketten Produktion.

Bilder: Gallus

In allen Marktsegmenten sind Multilayer Etiketten fest eta­bliert. Im Pharmabereich findet man sie auf Faltschachteln, Fläschchen, Dosen und Blister-Wallets, wo sie als mehr­­lagige Etiketten dafür sorgen, Dosierungsanleitungen, Warnhinweise und Angaben zu Inhaltsstoffen übersichtlich zu vermitteln. Im Lebensmittelbereich ermöglichen sie eine ­explizite Kennzeich­nung umfangreicher Zutaten und Zu­satzstoffen, Herkunfts­angaben und Allergenen. Insbesondere für mehr­sprachige Versionen bieten Multi-Layer Etiketten den nötigen Raum, Informa­tionen in allen Sprachvarianten kompakt wiederzugeben. Auf Verpackungen für das Segment Haushalt übermitteln sie wichtige Warn­hinweise oder Handhabungs­hinweise. Nicht zu vergessen ist der Sicherheits­bereich, wo sie als Void-Etiketten zum Einsatz kommen. Der Versuch, diese Etiketten abzulösen trennt Folie und Kleber irreversibel und macht einen Void-Schriftzug oder -Muster sichtbar – als eindeutigen Manipulations­nachweis. In Logistik und E-Commerce dienen sie zur Produkt­verfolgung oder Re­touren Steuerung und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Anwen­dungen hinzukommen.

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Produktionsprozess mit ausgeklügelter Bahnführung

Am einfachsten lassen sich die Unterschiede im Herstel­lungsprozess von Multi-Layer Etiketten erklären, wenn man sie von der Substratseite aus betrachtet. Eine gängige Produktionsmethode basiert auf einer einzigen Substrat­bahn. Dazu werden zunächst die Rück- und anschließend die Vorderseite des Substrats bedruckt und die Bahn in Nutzen getrennt. Die Einzelbahnen werden darauf zu einem mehrlagigen Etikett überein­andergelegt. Ergebnis in diesem Beispiel ist ein dreilagiges Etikett mit fünf be­druckten Seiten. Die maximale Etikettenbreite ist dabei auf etwa ein Drittel der ursprünglichen Bahnbreite begrenzt. Anders stellt sich der Herstel­lungsprozess bei einer Maschine mit mehreren Abwicklern dar, bei der die Fertigung aus mehreren Substratbahnen erfolgt. Diese Fertigungsweise ermöglicht den Einsatz unterschiedlicher Bedruck­stoffe und die Produktion hoher Stück­zahlen. Druck­maschinen mit einem modularen Aufbau sind mit bis zu drei Abwicklern und häufig mit 12 und mehr Druck­werken in Reihe ausgestattet. Zusätzlich können auf einer Schiene über den Druckwerken weitere Applikationen wie Kalt- oder Heißfolienanwen­dungen enthalten sein, so dass dort weitere Möglichkeiten zur Ab- und Aufwicklung genutzt werden können. Bei der Multi-Web-Anwendung spielt der präzise Bahn­transport eine entscheidende Rolle. Nur durch höchste Genauigkeit lassen sich unterschiedliche Substrate wie Polypropylen-, Polyethylen- und Papier­bahnen exakt zu einem Etikett zusammen­führen. Dafür sorgt eine sehr präzise Maschinensteuerung, die die Abwicklung und den Bahnvor­zug der Materialien nach ihrem jeweiligen E-Modul anpasst – ein entscheidender Faktor, da sich die Dehnungseigenschaften dieser Materialien stark unterscheiden.

Bei der Registersteuerung in Längs- und Quer­richtung wird eine Bahn als Master definiert, während die anderen Bahnen synchron darauf abgestimmt werden. So gesteuert sind die Material­bahnen perfekt aufeinander abgestimmt für eine präzise und stabile Weiterverarbeitung. Sollen bestehende Maschinensysteme der Gallus Label­master Baureihe für den Einstieg in Multi-Web-­Etiketten er­weitert werden, bietet das „System to Compose“ mit ­seinem modularen Aufbau die notwendigen Optionen. Jedes Maschinensystem kann um Flexo- und Sieb­druckwerke er­gänzt werden, beispielsweise für den Rückseiten­druck als ersten Arbeitsschritt als auch für haptische Effekte oder die Applikation von Braille-Schriften. Eine Ergänzung mit einer Digitaldruckeinheit erlaubt den ein- bis vier­farbigen Druck variabler Daten, mit optionaler Farbraumerweiterung um Orange und Violett.

Von der Rolle zum mehrlagigen Etikett

Bereits bei der Abwicklung des Rollenmaterials unterscheidet sich die Produktion von Multi-Layer-Etiketten von klassischen Selbstklebeetiketten (PSL). Die Druckreihenfolge beginnt oftmals mit dem Rückseitendruck. Dazu wird die Bahn mit dem Liner nach oben abgewickelt, Bedruckstoff und Liner werden getrennt und die offene Klebstoff­rück­seite im ersten Flexodruckwerk wie hier bei dem Musteretikett „Body Sport“ bedruckt. Anschließend werden beide Schichten wieder zusammengeführt, verpresst und die Bahn für den Vorderseitendruck gewendet. Das vierfarbige Design wird dann in vier Flexodruckwerken (CMYK) gedruckt. Als Veredlungsschritt folgt ein Kaltfolientransfer und – ganz wesentlich – die Neutrali­sation des Klebstoffs auf der Rückseite. Dafür stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung wie Release-Lack oder Leimkiller. In diesem Fall wird ein Release-Lack auf die Vorder­seite aufgetragen, sodass sich die einzelnen Seiten des Multi-Layer Etiketts problemlos öffnen lassen. Im nächsten Schritt werden in einem Siebdruck­werk hap­tische Effekte aufgetragen, bevor die Bahnen geschnitten und präzise zum Multi-Layer Etikett übereinandergelegt werden.

Das Beispiel-Etikett verdeutlicht die hohen Anfor­derungen, die die Herstellung von Multi-Layer-Etiketten an die Maschinen-konfiguration stellt. Eine schnelle und flexible Umrüstbarkeit des Maschinen­systems ist hierbei ein entscheidender Faktor für eine effiziente Produktion. Da die Designs von Multi-Layer Etiketten ganz unter­schiedliche Verarbeitungsreihen­folgen benötigen, müssen Flexo- und Siebdruckwerke sowie Stanzen je nach Auftrag an unterschied­lichen Positionen in der Maschine platziert werden können. Wo ein Job gerade noch ein Siebdruck­werk in der Maschinen­reihenfolge erforderte, benötigt der nächste Auftrag eine Stanze an dieser Stelle. Effizienz in der Fertigung wird daher darüber erreicht, dass sich die Module einfach, schnell und flexibel austauschen lassen.

Maschinenkonzept wichtig für stabilem Produktionsprozess

Weitere Merkmale, die für eine effiziente Fertigung von Multi-Layer Etiketten entscheidend sind, umfassen die einfache Bedienbarkeit und Steuerung der Maschine über das HMI. Besonders bei längeren Maschinen unterstützt das System den Operator, indem es jederzeit den Status der Druckwerke, die Registerhaltigkeit sowie die Vorgänge auf der Schiene über den Druckwerken anzeigt. Dazu gehören Parameter wie Zugspan­nung oder der Status von Bahnzugwerken und Bahnkantenreglern – unabhängig vom Standort des Operators an der Maschine. Gerade bei der Produktion von Multi-Layer-Etiketten mit langen Bahnwegen spielt der Makulatur-Anfall eine zentrale Rolle für eine effektive und nachhaltige Produktion. Bei der Gallus Labelmaster ist dieser Aspekt mit einem kurzen Bahnlauf von nur 1,4 m zwischen den Druckwerken optimiert, sowie einer kompakten Anordnung aller wesentlichen Prozesse auf der Primärebene. Dadurch entfallen zusätzliche Bahnwege von 4 bis 6 m, die beim Wechsel auf andere Maschinen­ebenen entstehen würden. Besonders bei häufigen Auftragswechseln reduziert dies Makulatur, spart Zeit und senkt ­Kosten. Gleichzeitig führen kurze Bahnwege zu einer hohen ­Stabi­­lität im Produktionsprozess, was bei der Multi-Layer-Etiketten sowohl den Material­einsatz optimiert als eine ­einfache Bedienung und hohe Effizienz gewährleistet. (hw)