Steuerungstechnik

Kefir und Kakao non-stop

Die österreichische Molkerei NÖM AG (Nieder­österreichische Milch AG) ist nicht nur eine der modernsten, sondern auch eine der innovativsten in Europa. Im Palettierbereich garantiert eine innovative Steuerungslösung von Pilz hocheffiziente Abläufe.

Das Sortiment der Niederösterreicher NÖM AG umfasst inzwischen rund 800 Milchprodukte. Legendäre Evergreens wie der „fru fru“-Fruchtjoghurt finden sich genauso darin wie richtungs­weisende Newcomer, zum Beispiel die „nöm PRO“-Produktlinie. Um diese Produktvielfalt herstellen zu können, werden am Produktionsstandort Baden ­täglich rund eine Million Liter Milch verarbeitet und abgefüllt. Und vor der Auslieferung kurz auf 8.000  Palettenstellplätzen zwi­schengeparkt. Beim Ein- und Ausschleusen der Waren trägt mittlerweile die konfigurierbare Kleinsteuerung PNOZmulti 2 von Pilz die Hauptverant­wortung für ein gewolltes kurzfristiges Überbrücken der dort ­installierten Sicherheits­funktion, das heißt für ein effizientes Muting. Die Geschichte der NÖM reicht bis ins Jahr 1898 zurück, als Frank von Pirko die Niederösterreichische Molkerei reg. Genossenschaft mbH gründete. Seither hat sich das Unternehmen zu einem inter­­national erfolgreichen Trendsetter ent­wickelt, der mit einer aktuellen Exportquote von rund 45 Pro­zent längst nicht mehr nur den österreichischen Markt mit richtungsweisenden Produktinno­vatio­nen versorgt. Dass der seit 1975 in Baden bei Wien ­beheimatete Milch­verarbeitungsbetrieb beständig starke Marken hervorzubringen vermag, hat NÖM mit dem „fru fru“ längst unter Beweis gestellt: Österreichs älteste Frucht­joghurtmarke gibt es bereits seit den 1930er Jahren – und sie erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. „Wir waren die ersten, die ein spezielles Low-Fat-Angebot präsentierten – unsere ‚fasten-­Linie‘. Wir traten beim Thema Gen­technikfreiheit als Vorreiter auf und in der jüngeren Vergangenheit zeigten wir uns unter anderem mit nöm PRO, einer Produktlinie mit hohem Proteingehalt, am Puls der Zeit“, zählt Christina Keil, Corporate Communication bei der NÖM AG, ein paar Beispiele auf für die Innovationspower, die die Niederösterreicher seit jeher antreibt.

Von Rohmilch zu Milchprodukt ohne Stillstand

Das Frischelager der NÖM ist 24/7 besetzt. Dort wird rund um die Uhr gearbeitet, um die Produkte, die aus der ange­lieferten Rohmilch hergestellt werden, möglichst rasch wieder auslieferbereit zu machen. „Aufgerechnet auf ein Jahr sind es etwa 420 Millionen Kilogramm Rohmilch, die wir zu Joghurt, Topfen, also Quark, Butter, Kakao, Kefir, Proteindrinks und vielem mehr verarbeiten“, betont ­Christina Keil einerseits die Sortimentsvielfalt der Nieder- österrei­chi­schen Molkerei und anderseits die Milchmen­gen, mit denen diese zu tun hat. Die Rohmilch wird täglich angeliefert, pro Tag mindestens eine Million Liter von insgesamt 2.500 Familienbetrieben aus Niederösterreich, dem Burgenland und der Oststeiermark. Das bedeutet: Längere Anlagen­stillstände sind in Baden ein No-Go, zumal dies der einzige Produk­tions­standort der NÖM ist. Umso bitterer war es für Michael Hronek, Automatisierungstechniker und Leiter der Steuerungstech­nik, als das bisher eingesetzte Muting-Relais, das bei rund 30 Ein- und Ausfahrten von Palettierern großflächig seine Aufgabe erfüllte, abgekündigt wurde, ohne dass ein adäquates Nachfolgemodell überhaupt angeboten wurde.

Starker Ersatz für Muting-Controller gefunden

„Das Problem war, dass sich die bestehende Applikation nicht so einfach nachbilden ließ, weil in unserem Fall die übergeordnete Steuerung in das Muting eingebunden ist. Und diese sollte von den notwendig gewordenen Umrüstungen nichts mitbekommen“, erklärt er. Daher war es erforderlich, die Funktionalität des bestehenden Auswerte-Relais sowie dessen Zusammenspiel mit den Lichtgittern desselben Herstellers 1 : 1 zu imitieren. Eine Challenge, die die Systemintegrationsexperten von Pilz mit Bravour gemeistert haben, wie Michael Hronek lobt: „Es hat wirklich von der Planung bis hin zum Einbau der neuen Komponenten und der sicherheitstechnischen Abnahme alles ­perfekt geklappt. Und auch zeitlich zeigten sich unsere ‚Retter in der Not‘ extrem flexibel.“ Das Ein- und Ausschleusen der Waren hat die konfigurierbare Klein­steuerung PNOZmulti 2 von Pilz übernommen. Sie sorgt dafür, dass ein gewolltes kurzfristiges Überbrücken der installierten Sicherheitsfunk­tion umgesetzt wird – sprich, dass das Muting reibungslos funktioniert. Alle Änderungen, die die Kleinsteuerung PNOZmulti betrafen, wurden bei den alle paar Tage stattfindenden CIP-Reinigungen, dem Cleaning in Place, einge­taktet. Um ­weitere Stillstände zu vermeiden, hat Pilz den Einbau des Automatisierungssystems PSS 4000 für Mehrfachstationen an einem Wochenende erledigt. „Sogar der Ver­trieb schraubte mit, damit alles möglichst rasch über die Bühne ging“, spielt der Leiter der Steuerungstechnik bei NÖM darauf an, dass in den Umbauphasen selbst sein Hauptansprechpartner Markus Stockhammer, ­Solution Sales­Manager bei Pilz Österreich, mit Hand anlegte.

1:1-Nachbildung bestehender Funktionalität

Zwei der insgesamt drei großen Palettieranlagen der NÖM wurden umgebaut. Dabei galt es sowohl die zuvor einge­setzten Relais wie auch die Lichtgitter zu ersetzen. Denn für eine bestimmungsgemäße Ver­wendung des bisherigen opto-elektronischen Schutzsystems war eine Kombination aus beidem unbedingt notwendig. „Als uns eine Lösung präsen­tiert wurde, die mit unterschiedlichsten Sicherheitsvorrich­tungen harmoniert, solange diese zweikanalig zu betreiben sind, rannte Pilz bei uns offene Türen ein. Schließlich ist es gerade in Zeiten wie diesen, wo es bei vielen Produkten Lieferengpässe gibt, wichtig, maxi­mal flexibel zu sein“, so der Leiter der Steuerungstechnik, der sich generell weniger Proprietäres in der Automatisierungswelt wünschen würde. Pilz übernahm das Engineering für NÖM beziehungs­weise programmierte einen 1 : 1-Ersatz, der alles erfüllte, was auf der Anforde­rungsliste stand: Zuverlässigkeit, ein hohes Sicherheitsniveau auf aktuellem Stand der Technik, eine einfache Adaptierbarkeit an neue Gegebenheiten – und somit Zukunftssicherheit – sowie eine Lösung, von der die übergeordnete Anlagensteuerung unabhängig blieb.

Gelungene Übernahme

Dies alles war nur nach einer intensiven Beschäftigung mit dem Hand­buch der auszutauschenden Überwachungseinheit mit integriertem Muting-Controller zu bewerkstel­li­gen, zumal nicht nur ein bestimmter Kommunikations- ­beziehungsweise Schaltablauf nachgebildet, ­sondern darüberhinausgehend auch noch ein vorgegebener Zeittakt eingehalten werden musste. „Wenn die Anlagensteuerung eine Palette ankündigt, übernimmt jetzt PNOZmulti beziehungsweise PSS 4000 die Rolle des bisherigen Muting-Relais, nimmt zwei Kontrollausgänge weg, lässt sich diese Aktion von unserer übergeordneten Standard-CPU bestätigen und gibt dann erst die Überbrückung für den Warentransport frei. Zwischendurch wird zusätzlich die Funktionsfähigkeit der angeschlos­senen Lichtschranken zyklisch überwacht sowie die Positionie­rung der Palette überprüft“, sagt Michael ­Hronek, was die Kleinsteuerung des Automatisierers Pilz bei dieser Anwendung zu erledigen hat.

„Sollten von den verbliebenen Altgeräten weitere auszutauschen sein, haben wir nun einen Ersatz, der via Plug-&-play funktioniert. So haben wir es am liebsten“, erzählt der Leiter der Steuerungstechnik. Weitere Projekte mit Pilz seien bereits in der Umsetzung.

Die „Niederösterreichische Milch“ AG NÖM ist nicht nur eine der eine der modernsten Molkereien Europas.

Pro Jahr verarbeitet die NÖM etwa 420 Millionen Kilogramm Rohmilch zu allen Arten von Molkereiprodukten.

Dank Systemintegration von Pilz funktionierte die Ein- und Ausschleusung der Waren reibungslos.

Als Ersatz für die bestehenden Sicherheitslichtgitter kamen die Sicherheits-Lichtgitter PSENopt II zum Zug.

Zwei von drei Palettieranlagen wurden mit Pilz auf den aktuellen Stand der Sicherheitstechnik gebracht.

Bilder: NÖM / Pilz