Till Isensee und Liane Miller

Tiliscos Kolumne

„Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegt ein Gesetzentwurf“

Die Debatte um die Kreislaufwirtschaft ist in Deutschland allgegenwärtig. Studien wie „Die unsichtbare Bremse der Kreislaufwirtschaft“ und die Untersuchung des BSI machen deutlich: Es mangelt an Vertrauen, Standards und wirtschaftlicher Sicherheit, wenn es um nachhaltige Produkte und zirkuläre Geschäftsmodelle geht.

Doch während Politik und Wirtschaft immer wieder auf Siegel, Hinweise und Aufklärungskampagnen setzen, zeigt die Realität: In der Praxis bleibt die große Transformation oft ein kleiner Aufkleber auf der Verpackung und das Verhalten der Bevöl­kerung ändert sich dadurch überhaupt nicht. Seit Jahren wird versucht, Verbraucher durch Label, Zertifikate und Informationskampagnen zum Kauf nachhaltiger Produkte zu bewegen. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Trotz einer Flut an Siegeln und wohlmeinenden Hinweisen bleibt der Wandel im Einkaufsverhalten aus. Das Problem? Kaum jemand glaubt noch daran. Die Anzahl der Siegel wächst schneller als das Vertrauen in sie. Viele Ver­brau­cher zweifeln an deren Aussagekraft, fühlen sich über­fordert oder – ganz banal – greifen am Ende eben doch zur günstigsten Alternative. Und das überrascht eigentlich nieman­den – außer vielleicht die, die immer noch daran glauben. Nach unserer Meinung braucht es klare, verbind­liche Rahmen­bedingungen, um echte Veränderun­gen zu bewirken. Frei­willigkeit funktioniert nicht – das ­zeigen Jahrzehnte der Umweltpolitik. Es braucht klare gesetzliche Vorgaben, wie sie in der EU-Verpa­ckungsverordnung (PPWR) vorgesehen sind. Rezyklate verpflichtend einsetzen? Ja, bitte. ­Steuern, Abgaben oder Förderprogramme als Lenkung? Unbedingt. Denn nichts verändert das Verhalten so ­zuverlässig wie ein finanzieller Anreiz – oder ein drohender Verlust. Doch ohne Kontrolle, Sanktionen und politisches Rückgrat wird auch die schönste Verordnung zum zahnlosen Tiger im Altpapier. Es braucht Druck – ökonomisch, rechtlich, politisch. Denn erst wenn es sich nicht mehr rechnet, falsch zu handeln, und lohnend wird, es richtig zu tun, bewegt sich etwas. Die Rolle der Politik ist damit klar umrissen: liefern statt labern. Wer eine funktionierende Kreislaufwirtschaft wirklich will, muss handeln statt appellieren – alles ­andere wäre ein Etiketten­schwindel – und davon haben wir nun wirklich genug.

Internet: tilisco.de