Verunsicherung im Markt
Die Vertreter der Branchenverbände der Schweizerischen Verpackungswirtschaft ziehen eine uneinheitliche und überwiegend durchzogene Bilanz des Jahres 2025. Die Erwartungen für das neue Jahr 2026 fallen meist zurückhaltend sowie nur leicht optimistisch aus und werden teils durch überrissene EU-Regulatorien wie PPWR oder EUDR gedämpft.

Marco Deplazes
Präsident des Verbands der Schweizerischen Holzverpackungs- und Palettenindustrie mit Sitz in Olten und Geschäftsführer der Egolf Verpackungs AG mit Sitz in Zürich-Altstetten
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2025 war ein sehr durchzogenes Jahr für die Mitgliedsunternehmen unseres Verbands. Die Auslastung der Holzverpackungs-Betriebe hing stark davon ab, für welche Branchen das jeweilige Unternehmen überwiegend tätig ist. Wer für die Energiewirtschaft und die Rüstungsindustrie tätig ist, war voll ausgelastet und verzeichnete dementsprechend ein gutes Geschäftsjahr. Wer für die Maschinenindustrie tätig ist, hatte auch einige schwierige Phasen in diesem Jahr. Teile der Maschinenindustrie liefen gut, andere weniger. Einbussen hatten vor allem jene, die ein grosses USA-Geschäft haben, weil der Export in die USA markante Rückgänge verzeichnete. Aber auch in vielen EU-Ländern ist eine hohe Zurückhaltung zu spüren. Bezüglich der Preise verzeichneten wir ein recht stabiles Jahr. Die Konjunktur in der Palettenindustrie ist angesichts der schwachen gesamtwirtschaftlichen Lage herausfordernd, was zu einer verhaltenen Nachfrage führt. Aktuelle Berichte für Herbst 2025 zeigen jedoch erste Anzeichen für eine leichte Belebung, insbesondere bei neuen Europaletten, die auf eine bessere Versorgung mit Rundholz zurückgeführt wird. Der Ausblick auf 2026 ist verhalten optimistisch. Niemand erwartet, dass die Stimmung schlechter wird, aber sie bleibt unsicher. Solange sich die weltpolitische Lage nicht verändert, wird sich auch die Wirtschaftslage nicht durchschlagend verändern. So erwarten wir im Grunde eine Fortsetzung der Situation wie im 2025. Grosse Herausforderungen bedeuten für uns jedoch die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) und die PPWR. Beide erhöhen die Unsicherheit, weil es viele Unklarheiten in der Umsetzung gibt und wie scharf gegebenenfalls Kontrollen ausfallen. Bei der EUDR gibt es zusätzlich das Problem, dass Schweizer Unternehmen sich noch gar nicht auf der EU-Plattform anmelden können. Bei der PPWR fordern unsere Kunden die Konformität, aber niemand weiss genau, was das alles umfasst. Die Kunden fragen bei uns nach PPWR-Konformität, aber eigentlich sind wir nur die Verpacker und nicht die Exporteure. Die PPWR ist ein sehr komplexes Thema und jedes Unternehmen ist unterschiedlich betroffen. Im Grunde ist externe Hilfe fast unabdingbar und die PPWR bindet erhebliche Managementkapazitäten. Für kleine Unternehmen ist das ein Problem, auch von Investitionen, wenn beispielsweise Zertifikate über das ERP-System ausgetauscht werden müssen. Klar ist, dass wir unsere Sorgfaltspflichten ernst nehmen müssen, doch die Unternehmen sind von Unsicherheit und Unklarheit je nach Ausrichtung individuell betroffen. Zusammen mit dem SVI versuchen wir, Hilfestellungen für unsere Branche zu geben.
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Dieter Janout
Präsident des Verbands PackPrint.Swiss – Forum für den Verpackungsdruck mit Sitz in Zofingen und Geschäftsführer der Amagoo AG mit Sitz in Arbon TG
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Das Jahr 2025 entwickelte sich für unsere Branche auf allen Ebenen positiv, für alle unsere unterschiedlichen Drucktechniken, Substrate und Produkte. Es gibt zwar Umschichtungen in der Branche, aber die Verpackungswirtschaft und der Verpackungsbedarf wachsen weiter. Daher hatte sich unser Verband vor einigen Jahren über den Flexodruck hinaus neu aufgestellt, um alle Produktionstechnologien im Verpackungsdruck erweitert und auch umbenannt. Erweiterte Produktionstechnologien sind auch der Trend in der Branche. Unsere Herausforderungen liegen darin, den Bedürfnissen der Retail- und Markenartikelindustrie zu entsprechen, vor allem bezüglich Qualität, Verfügbarkeit und Preisen. Zudem wollen wir trotz Schweizer Kostennachteilen das Produktionsvolumen in der Schweiz halten. Das gelingt uns gut, weil wir einen höheren Automatisierungsgrad haben als das Ausland und einen schärferen Fokus auf eine hochwertige Ausbildung der Mitarbeiter. Unsere hohe Produktivität, mehr Arbeitstage und Arbeitsstunden kompensieren den Kostennachteil auch teilweise. So verzeichnen die Mitgliedsunternehmen unseres Verbands in diesem Jahr ein Wachstum. Ausser dem gescheiterten Experiment mit französischem Geschäftsgebaren bei Varipack und Hohlflex, was beide Unternehmen in den Konkurs geführt hat, ist unsere Branche stabil durch 2025 gegangen. Die Substrate waren gut verfügbar und das Produktionsvolumen ist gestiegen, trotz drastisch sinkender Auflagen. Wir sehen eine Fortsetzung der Trends vom Tiefdruck zum Flexodruck und zur Digitalisierung. Unser Blick nach vorne ins 2026 fällt ebenfalls positiv aus. Der Bedarf ist vorhanden, auch wenn die Retailwirtschaft sich verändert. Verpackung bleibt unverzichtbar, aber wir müssen effizienter und noch nachhaltiger werden und mehr Digitalisierung muss Einzug halten. KI ist der nächste Hype, der bereits auf uns einwirkt und eine zunehmende Digitalisierung der Projekte fordert. Durch den Verkauf der Spar-Kette an eine Schweizer Gruppe sehen wir sogar ein steigendes Volumen in der Schweiz. Da passt es gut, dass einige unserer Mitgliedsunternehmen gerade vor der Investition in neue Drucktechnologien stehen. Die Markenartikelindustrie muss nicht ins Ausland gehen. Wir bieten alles aus der Schweiz zu konkurrenzfähigen Preisen an. Moderne Drucktechnologien, Prozess-Standardisierung und eine neue Druckplattentechnologie bringt die Qualität nach oben. Wir sehen einen Trend zu Wasserplatten, wo die Schweiz in der Anwendung weltweit führend ist, mit hervorragenden und umweltfreundlichen Druckergebnissen. Vom Thema PPWR sind wir nicht direkt betroffen, aber wir bereiten uns auf die Herausforderungen vor, da wir die gesamte europäische Industrie beliefern. Soweit wir sehen, stehen bei der Umsetzung der PPWR die europäische und die Schweizer Industrie derzeit noch am Anfang. Wir erwarten auch, dass die EU-Regularien noch im Detail nachgearbeitet werden, weil vieles aus der PPWR technisch nicht realisierbar ist. Die EU wird ein Stück zurückrudern müssen und die PPWR an die Produktionsrealität und das technisch Machbare anpassen müssen. Insofern sind wir derzeit noch im Sondierungsmodus, aber 2026 muss der Umsetzungsmodus starten. Zu Beginn des neuen Jahres freuen wir uns aber erst einmal auf die Empack 2026 in Bern. Diese Messe ist sehr wichtig für unseren regionalen Markt.
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Marcel Menet
Geschäftsführer des Aluminium-Verband Schweiz mit Sitz in Zürich
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Die Aluminiumbranche verzeichnete 2025 praktisch ein Nullwachstum. Zwar ist die Tonnage im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, aber nur, weil 2024 bei zwei grossen Unternehmen in der Schweiz aufgrund eines Unwetters rund ein halbes Jahr Produktionsstillstand herrschte, da die Hallen und Maschinen aufgrund der Überschwemmungen vom Schlamm gereinigt und instandgesetzt werden mussten. Insofern ist die Zahlenbasis eigentlich nicht vergleichbar. Hinzu kommt die allgemein schlechte Auftragslage und die starke Volatilität. Keine Branche verzeichnet derzeit nennenswertes Wachstum. Die einzige Stabilität kommt vom Bausektor. Wer für den Automotiv-Sektor tätig ist, hat derzeit sehr erhebliche Probleme, da vor allem die Automobilindustrie in Deutschland eine extrem schwierige Phase durchläuft. Damit sind die Schweizer Zulieferer schwer getroffen. In Bezug auf die USA hat sich die Stimmung durch die Zollsituation erheblich verschlechtert, wobei die Zölle auf Aluminium grundsätzlich auch die EU betreffen. Insgesamt ist die Auswirkung allerdings nicht so hoch wie in anderen Branchen, da die Schweizer Aluminiumindustrie trotz einer Exportquote von insgesamt rund 90 Prozent nur rund 2 Prozent der Produktion direkt in die USA liefert. Die restlichen Exporte laufen über die Weiterverarbeitung in anderen Staaten. Es bleibt aber eine indirekte Betroffenheit. Die Nachfrage aus der EU selbst, ist ebenfalls schwach. Insgesamt verzeichnet die Aluminiumindustrie ein schwaches Absatzniveau. Die genauen Zahlen für 2025 werden erst im Frühjahr 2026 vorliegen. Für 2026 hoffen wir, dass der seit zwei Jahren ersehnte Aufschwung nun tatsächlich einmal einsetzen wird. Es gibt leichte Anzeichen für eine Besserung, aber die Indikatoren sind derzeit nur schwach. Generell ist die Verunsicherung seit zwei Jahren unverändert hoch. Hinzu kommt, dass der Vertrauensverlust in die USA und in die internationalen Märkte auf die Stimmung drückt. In der Schweiz erwarten wir eine weiterhin stabile Baukonjunktur, einige gute Projekte im Transportwesen und eine weiterhin schwierige Situation in der Maschinenindustrie. Zur Verbesserung tragen auch die Rüstungsindustrie, Aerospace und teils auch die Elektrotechnik bei.
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Johann Reiter
CEO der Vetropack-Gruppe mit Sitz in Bülach, einziger Verpackungsglashersteller der Schweiz
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2025 war zweifellos eines der schwierigsten Jahre in der langen Geschichte von Vetropack. Die Marktsituation in Europa bleibt weiter sehr angespannt und die noch Anfang des Jahres erwartete Erholung der Nachfrage ist leider nicht eingetreten. Zuletzt mussten wir unsere Prognosen vom Jahresanfang sogar nach unten korrigieren. Da tröstet es auch nicht, dass die gesamte Branche mit denselben Problemen kämpft. Gerade im Hinblick auf das hohe Engagement unserer Mitarbeitenden ist es bitter, wenn wir trotzdem gezwungen sind, Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen und in unserem Werk in der Republik Moldau sogar eine Schmelzwanne temporär stilllegen müssen. Ende 2025 gehe ich in den Ruhestand, deshalb hätte ich mir natürlich persönlich ein besseres letztes Jahr als CEO gewünscht. Andererseits habe ich in den vergangenen Monaten noch einmal erleben dürfen, was Vetropack im Kern ausmacht, nämlich insbesondere den Teamgeist und die Innovationskraft unserer Gruppe. Die wiederholte Auszeichnung unserer thermisch gehärteten Leichtglasflaschen mit dem WorldStar Award war in dieser Hinsicht ein Highlight und Beleg für das enorme Potenzial dieser Lösung. In Pöchlarn, Österreich, bereiten wir derzeit die erste industrielle Grossanlage vor, die bereits kommenden Sommer in Betrieb gehen wird. Der Ausblick auf das kommende Jahr zeigt, wie wir selbst in schwierigen Zeiten nach vorne denken und nah am Markt und unseren Kunden bleiben. Lösungen wie diese, davon bin ich überzeugt, werden sich in den kommenden Jahren für Vetropack auszahlen. Wie auch die konsequente Nachhaltigkeitsstrategie, die unsere Gruppe seit Jahren verfolgt: Glas bleibt eine äusserst umweltfreundliche und gesunde Verpackungslösung. Dies legt auch die neue EU-Verpackungsverordnung nahe, die nach unserer Überzeugung die Position von Glasverpackungen in Europa langfristig aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht stärken wird. Auch deshalb bleibe ich sehr optimistisch für die kommenden Jahre: Trotz der aktuellen Schwierigkeiten bleibt Vetropack ein gut aufgestelltes Unternehmen – was die Produkte und unsere Standorte und vor allem die Menschen betrifft. Mit vielen von ihnen habe ich über Jahrzehnte vertrauensvoll zusammengearbeitet. Dafür bin ich sehr dankbar und kann meinem Nachfolger Lukas Burkhardt nur zu dieser starken Mannschaft beglückwünschen. Ich weiss, sie sind bereit, durchzustarten, sobald der Markt sich erholt!
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