Bild: lowtech24 / Adobe Stock

Kunststoff als wertvoller, rückverfolgbarer Werkstoff

Aufbruch in eine neue Verpackungsära

2026 wird kein gewöhnliches Jahr für die Verpackungsbranche. Es markiert eine regulatorische Zäsur. Mit dem Inkrafttreten der PPWR entsteht nicht weniger als ein neues Betriebssystem für die gesamte Wertschöpfungskette.

Der regulatorische Taktstock

Noch nie hat ein europäisches Regelwerk die Verpackungs­welt und allen voran den Kunststoff so umfassend adres­siert. So fordert die PPWR, dass nur Verpackungen auf den Markt gelangen, die klar definierte Recycling- und Mehr­wegstandards erfüllen. Ihr Credo: weniger Material, konse­quente Kreislauffähigkeit, mehr Nachvollziehbarkeit. Das betrifft nicht nur große Marken, sondern gerade den in­dustriellen Mittelstand – das Rückgrat des deutschen Wirtschafts­standorts. Hier müssen Prozesse, Lieferketten und Anlagen in Rekordzeit neu gedacht werden. Dabei werden Kunststoffverpackungen zunehmend aus Monomaterialien und recycelten Kunststoffen hergestellt. Digitale Lösungen und intelligente Verpackungen ermöglichen effektivere Sortierung und Transparenz.

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Fortschritte, die zählen

Dabei zeigt die Bilanz der letzten Jahre, dass sich die Kunststoffverpackungsbranche bereits weit mehr bewegt hat, als viele wahrnehmen. Heute gelten 82 Prozent der haus­haltsnahen Kunststoffverpackungen als recyclingfähig oder für Mehrwegsysteme geeignet – neun Prozentpunkte mehr als noch 2017. Die eingesetzte Rezyklatmenge hat sich im selben Zeitraum massiv erhöht; 2023 lag sie bei 580.000 Tonnen, davon rund 470.000 Tonnen Post-Consumer-Material – eine Verdreifachung. Ein beachtlicher ­Fortschritt, der nicht von staatlichen Vorgaben allein, sondern durch die eigene Nachhaltigkeitsagenda und eine ­veränderte Marktnachfrage getrieben wurde.

Wo es hakt

Doch Tempo bleibt die entscheidende Währung, denn es gibt noch viel zu tun. Der Bürokratie­aufwand steigt, die Wirtschaftlichkeit des Rezyklateinsatzes krankt an günstigen Neuware­preisen und auch die oftmals gelobte Sor­tierleistung der Bevölkerung hat deutlich Luft nach oben. Was den Rezyklateinsatz an­geht, stellen besonders Pro­dukte mit hohen Reinheitsanforde­rungen, etwa in der Lebensmittel- oder Pharma­branche Entwickler vor enor­­me Hürden. Noch ist vieles unklar – die Detailvorgaben der EU werden erst 2026 veröffentlicht. Das schafft Unsicherheit. Die Kunststoffver­packungsindustrie fordert daher verlässliche Rahmenbedin­gungen und technologieoffene Förderprogramme, die CO₂-Reduktionen ebenso honorieren wie den Rezyklateinsatz. Innovationsförderung darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Über das „Wie“ kann man streiten. Aber klar ist: CO₂-Reduk­tion ist das Thema der Zukunft. Was ihr dient, muss ge­fördert werden. Der Einsatz von Rezyklaten beispielsweise trägt ebenso wie Kunststoff­verpackungen, die im Vergleich zu anderen Materialien oft klimafreundlicher sind, zur CO₂-Reduktion bei.

Allianzen als Beschleuniger

Fortschritt entsteht dort, wo Wissen geteilt wird. Koopera­tionen zwischen Rohstoffherstellern, Verarbeitern, ­Marken und Recyclern gewinnen an strategischer Bedeutung. Hinzu kommen Start-ups und wissenschaftliche Kooperationen, die mit datenbasierten Lösungen und digitalen Rückver­folgbarkeitssystemen neue Standards setzen. Smarte Verpackungen, die sich über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg nachverfolgen lassen, sind kein Zukunftsszenario mehr, sondern baldige Realität.

Der Blick nach vorn

Das Zielbild für 2050 besitzt Strahlkraft: Kunststoff als wertvoller, rückverfolgbarer Werkstoff, der eine klima­neu­trale Industriegesellschaft ermöglicht. Kreislauffähigkeit, veränderte Ressourcennutzung und datengestützte Transparenz werden zu den Leitprinzipien dieses neuen ­Denkens. Die Branche ist dabei, Kunststoff neu zu schreiben – sachlich, datenbasiert und lösungsorientiert.

Autorin: Mara Hancker, Geschäftsführerin Kommunikation, IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V.