Folien

Zielkonflikte flexibel lösen

Bilder: Etimex

Wer hätte gedacht, dass aus Textil einmal Kunststoff wird? Europa ­Textil Import und Export kurz ETIMEX wird 1950, mit Sitz in Stuttgart und einem Werk in Dietenheim, gegründet. Heute, im 75. Jubiläumsjahr, ist Etimex der größte PP-Mono-Hersteller für Pharmablister in Europa; recycelbare Verpackungslösungen sowie Folien für innovative Kunststoffanwendungen stehen im Fokus. Martin Rank, Head of Sales & Marketing Etimex im Interview.

Welche aktuellen Herausforderungen bei Verpackungen gibt es gerade im Bereich Lebensmittel, speziell Fleisch und alternative Proteine?

Martin Rank: Die Verpackungsindustrie steht vor großen Herausforderungen, insbesondere im ­Bereich der Lebensmittelverpackungen. Die EU hat mit der PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) neue, strenge Vorgaben für das Verpackungsdesign festgelegt. Hierbei stehen Recyclingfähigkeit und der Einsatz von PCR-Material (Post-Consumer Recycled) im Fokus. Ein zentrales Thema ist, dass mechanisch recyceltes PCR-Material für kontaktsensitive Lebensmittel­verpa­ckungen nur eingeschränkt einsetzbar ist. Hintergrund sind potenzielle Kontaminationen, die durch das mechanische Recycling im Material verbleiben können. Zwar gibt es neue Recycling-Technologien wie das chemische Recycling, jedoch sind deren Kapazitäten aktuell noch nicht ausreichend ausgebaut. Zudem erfordert auch dieses Verfahren hochwertiges Inputmaterial. Für Fleisch- und Proteinverpackungen sind Barriere­folien unerlässlich, um die Haltbarkeit der ­Produkte zu gewährleisten. Doch hier gibt es einen Zielkonflikt: Verbundmaterialien bieten zwar technische ­Vorteile, stellen aber oft eine Herausforderung hinsichtlich Recy­clingfähigkeit dar. Die Lösung liegt in der Entwicklung neuer Monomaterialien mit hoher Funktio­nalität, die sowohl recyclingfähig als auch nachhaltig sind, ohne die hohen Standards in puncto ­Stabilität, Barriereeigenschaften und Verarbeitbar­keit zu gefährden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die sortenreine Sammlung und Aufbereitung von Kunststoffabfällen. Nur durch eine optimierte Kreislaufwirtschaft kann sichergestellt werden, dass hochwertige Recycling­materialien in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Hier ist noch viel zu tun – sowohl von der Industrie als auch auf politischer Ebene.

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Wo steckt bei Etimex gerade die größte Innovation?

Rank: Unsere neueste Innovation ist die Barriere-Tiefziehfolie Vistaform. Diese Folie wurde speziell entwickelt, um eine optimale Balance zwischen Recyclingfähigkeit, Qualität und technischen Anforderungen zu gewährleisten. Das Produkt zeichnet sich durch eine sehr hohe Transparenz und hervorragende Tiefziehfähigkeit aus – Eigenschaften, die die PP-Barrierefolien in ihrer Kategorie einzigartig machen. Als nachhaltigstes Produkt würden wir jedoch den PP-Monoblister Purelay nennen, eine umwelt­freundliche Alternative zu traditionellen Pharmablistern aus PVC und Aluminium. Die Nachhaltigkeit steckt hier in mehreren Aspekten:

Zum einen besteht die Ober- sowie Unterfolie aus recyclingfähigem PP-Monomaterial, was sie für einen Wiedereinsatz im Wertstoffkreislauf prädestiniert. Neben der verbesserten Recyclingfähigkeit ­ermöglicht Purelay eine Materialeinspa­rung von bis zu 30 Prozent gegenüber PS und APET, was das Verpackungs­gewicht reduziert und Ressourcen schont. Purelay wurde von Interseroh auch mit dem Siegel „Made for Recycling“ ausgezeichnet, das seine gute Recyclingfähigkeit bestätigt. Zudem können wir den Phar­mablister fast vollständig aus erneuerbaren Rohstoffen herstellen und somit die CO2-Emissionen halbieren sowie die damit verbundenen Auswir­kungen auf die Erderwärmung massiv reduzieren. Damit kann die Lösung mit hervorragenden Umwelteigenschaften eine deutlich bessere Öko­bilanz vorweisen als die Herstellung auf Basis von PVC und Aluminium.

Verbundmaterialien bieten technische Vorteile, stellen aber eine Herausforderung bei der Recyclingfähigkeit dar. Die Lösung: neue Monomaterialien.

Martin Rank Head of Sales & Marketing Etimex

Gibt es ein Produkt in der Pipeline? Was können Sie darüber bereits verraten?

Rank: Ja, wir arbeiten kontinuierlich an neuen, noch nachhaltigeren Verpackungslö- sungen. Aktuell befinden sich flexible Folien mit und ohne Barriereeigenschaften in der Entwicklung. Diese neuen Mate­rialien sollen eine noch ­bessere Recyclingfähigkeit mit hoher Funktionalität kombinieren. Besonders im Fokus steht die Optimierung der Maschinengängigkeit. Viele nachhaltige Verpackungen haben bisher den Nachteil, dass sie schwer zu verarbeiten sind oder höhere Kosten verursachen. Unser Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die für Unternehmen wirtschaftlich attraktiv sind und gleichzeitig den regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Wir können noch nicht alle Details verraten, aber eines ist sicher: Die Zukunft der Lebensmittel­verpackungen wird nachhaltiger, und wir sind entschlossen, mit innovativen Lösungen einen entschei­denden Beitrag dazu zu leisten.