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US-amerikanischer Markt

Gegen Insulin-Engpässe

Was tun, wenn lebenswichtige Medikamente zu teuer sind? Für eine bessere Medikamenten­versorgung in den USA engagiert sich die US-amerikanische Non-Profit-Organisation Civica gemeinsam mit der Groninger-Gruppe.

Für Menschen mit Diabetes ist Insulin lebenswichtig, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren und schwere Komplikationen zu vermeiden. Unzureichend oder gar nicht behandelt, kann Diabetes im Laufe der Jahre Blutgefäße und Nerven irreparabel schädigen, Augenlicht und Nierenfunktionen bedrohen und damit das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Das Risiko für Folgeerkrankungen ist umso höher, je länger der Diabetes unbehandelt bleibt. Doch was tun, wenn das Medikament oder andere lebenswichtige Präparate finanziell unerschwinglich oder schlicht nicht verfügbar sind? Eine erschütternde Vorstellung, die für viele Patienten in den USA über viele Jahre hinweg traurige Wirklichkeit war – und zum Großteil noch bis heute ist. Unter Umständen geraten Patienten in eine Realität, die sie zwingt, sich zwischen Insulin und anderen lebenswichtigen Medikamenten oder Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Essen oder Wohnen zu entscheiden. ­Anders als in vielen europäischen Ländern sind die Preise in den USA für injizierbare Generika enorm hoch und deren Verfügbarkeit begrenzt. Für viele Patienten bedeutet dies entweder die Einschränkung der Dosis, die Aufnahme von – zum Teil ­immensen – Schulden oder im schlimmsten Fall den Verzicht auf das Medikament. All das, obwohl im Jahr 2022 ein Gesetz verabschiedet wurde, das den Insulinpreis auf 35 US-Dollar pro Monat begrenzen und den Zugang zu Insulin allgemein vereinfachen sollte. Die Gesundheitsversorgung in den USA unterscheidet sich fundamental von der deutschen. „Während das deutsche Gesund­heitssystem durch einen solidarischen Ansatz und verpflich­tende Krankenversicherung geprägt ist, basiert das US-amerika­nische System weitgehend auf privaten Versicherungen und individuellen Kostenübernahmen“, erklärt Philipp Hauser, Geschäftsführung von Groninger USA, die amerikanische Gesundheitsversorgung. Hauser hat die doppelte Staats­bürger­schaft, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, lebt aber bereits seit über 20 Jahren in den Vereinigten Staaten. Er schildert: „Menschen, die auf ein lebenswichtiges Medikament angewiesen sind, haben nicht immer eine ausreichende Versicherung. Sie sind dann auf eine private Finanzierung angewiesen. Wenn es diese nicht oder nur unzureichend gibt, kann das bei wichtigen Medikamenten wie Insulin fatale Folgen haben.“

Civica: Eine Organisation, die Hoffnung gibt

Im Jahr 2018 hat sich deshalb eine Organisation gegrün­det, die sich zur Aufgabe gemacht hat, diesen Missstän­den entgegen­zuwirken und lebenswichtige Medikamente in ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen bereitzustellen: Civica. Die Non-profit-Organisation arbeitet eng mit Krankenhäusern, Gesundheitssystemen und Philanthropen zusammen und stellt so eine zuverlässigere Versor­gung mit Medikamenten für Patienten in den USA sicher. Bis März 2024 konnte Civica bereits 160 Millionen Dosen Generika herstellen, welche für die Behandlung von 70 Millionen Patienten verwendet wurden. Um dieses Ziel auch weiterhin zu erreichen, hat Civica in Petersburg, Virginia, eine hochmoderne Produktionsstätte auf­gebaut, in deren Zentrum Technologie aus dem Hause Groninger steht: eine Vial-Fülllinie namens Integra und eine zusätzliche Nest-Fülllösung, die speziell für vorsterilisierte Packmittel wie Spritzen und Karpulen geeignet ist. Beide Systeme bieten eine sehr hohe Flexibilität – eine Eigenschaft, die für Civica bei Projektvergabe besonders wichtig war, da das finale Produkt­portfolio bei der Bestellung noch nicht vollständig definiert war. „Aus diesem Grund waren anpassungsfähige ­Lösungen gefragt und erfolgsentscheidend“, so Hauser. Das Integra-Konzept überzeuge durch schnelle Rüstzeiten, einfache Bedienung und höchste Produktionsqualität. Die An­la­gen sind darauf ausgelegt, wechselnde Formate effizient und mit geringen Stillstandszeiten zu bewältigen. „Durch die hohe Flexibilität unserer Maschinen­linie schaffen wir die Grundlage für eine kostengünstige Medikamentenproduktion, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen“, erklärt der Geschäftsführer von Groninger USA.

Es geht nicht nur um Technik, sondern darum, das Leben von Menschen nachhaltig zu verbessern. Das haben wir uns vor vielen Jahren zur Aufgabe gemacht.
Jens Groninger geschäftsführender Gesellschafter Groninger-Gruppe
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Eine Partnerschaft, die Leben verändert

Die Partnerschaft zwischen Groninger und Civica steht aber für mehr als technologische Spitzenleistung. Sie zeigt, wie durch Innovation und Zusammenarbeit sys­temische Probleme in der Gesundheitsversorgung an­gegangen werden können. „Es geht nicht nur um Technik, sondern darum, das Leben von Menschen nachhaltig zu verbessern", bestä­tigt auch Jens Groninger, geschäftsführender Gesell­schafter der Groninger-Gruppe. „Das haben wir uns vor vielen Jahren zur Aufgabe gemacht. Wir wollen mit unserer Technologie dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung weltweit sicherzustellen.“ Im konkreten Fall von Civica stelle man nicht nur die benötigten Maschinen bereit, sondern unterstütze das Non-profit-Unter­nehmen auch bei der Optimierung der Produktions­prozesse und bei der Einhaltung strenger US-Marktan­forderungen. Das Ergebnis: Eine Anlage, die Millionen von Patienten in den USA Zugang zu bezahlbarem Insulin und anderen lebens­wich­tigen Medikamenten ermöglicht. „Diese Kooperation ist ein Zeichen dafür, wie Technologie und Menschlichkeit Hand in Hand gehen können, um Leben zu retten und die Welt ein Stück gesünder zu machen“, sind sich Groninger und Hauser einig.