Nachgefragt

Künstliche Intelligenz

„Einsparpotenziale entdecken“

Laurin Paech ist Chief Technology Officer und Mitgründer der Alpha Augmented ­Services AG. Dem packREPORT hat er erklärt, wie Künstliche Intelligenz die Liefer- kette verbessern kann.

Herr Paech, welche Möglichkeiten bietet KI in Zukunft? Die Möglichkeiten durch den Einsatz von KI sind enorm und noch längst nicht voll ausgeschöpft. Mit KI lässt sich ­beispielsweise viel schneller und zuverlässiger auf unvorhergesehene externe Änderungen reagieren. Das ­können geopolitische Ereignisse sein, Pandemien oder – ganz aktu­ell – Zolländerungen. Die Anpassung von ­Dokumenten und Prozessen ist mit Künstlicher Intelligenz deutlich ­besser und schneller möglich. Auch bei der intelligenten und situationsangepassten Routenplanung kann KI umfassend helfen. Sogenanntes Predictive Modeling kann entschei­dende Verbesserungen bei der Prognose von Nachfrage­entwicklungen und bei der Betrugserkennung erreichen. Auch hier schlummern riesige Potenziale. Weite Teile dessen, was der Mensch aktuell im Verpackungs- und Logistikprozess plant und umsetzt, lässt sich mit Künst­licher Intelligenz optimieren. Wie kombinieren Sie im Unternehmen Erfahrung aus dem Bereich Künstliche Intelligenz und die Optimierung von Logistikprozessen? Bei Alpha Augmented Services werden alle ­Sendungen automatisiert, optimiert und visualisiert – ­individuell auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt. Diese Kom­plexität lässt sich selbst von erfahrenem Personal nicht manuell abbilden. Durch den Einsatz von KI erhalten Anwender die Kontrolle über Kosten und Emissionen. Die KI lernt kontinuierlich dazu, entdeckt neue Einsparpotenziale und verbessert sich mit jeder einzelnen Sendung. So er­zielen wir auch bei zukünftigen Transporten – unabhängig von der Transportart – zusätzliche Effizienz, indem wir ­Limitierungen, Anforderungen und Deadlines berücksich­tigen. Was bedeutet das für die Warenströme, insbesondere in Bezug auf die Vermeidung von Lagerraum? Wir optimieren und konsolidieren Warenströme, wodurch sich zusätzliche Einsparungen ergeben. Durch die gezielte Zusammenlegung von Sendungen können wir Transporte effizienter gestalten und Container besser auslasten. Besonders im Bereich der Seefracht steuern wir mit ­unserer KI-gestützten SaaS-Lösung den Warenfluss aktiv mit, um die Containerkapazität optimal zu nutzen – ohne dabei Lieferzeiten zu gefährden. An welchen Stellen genau lassen sich CO2-Emissionen und Kosten in der Lieferkette einsparen? Transporte werden meist nach dem "chargeable weight" oder pro Container abgerechnet. Mit Alpha Augmented Services reduzieren wir das Versandgewicht jeder Sendung und erhöhen gleichzeitig die Containerauslastung. Je besser der Container gefüllt ist, desto niedriger sind die Kosten pro Produkt – und desto geringer der CO₂-Ausstoß pro Einheit. Eine 25 Prozent bessere Auslastung bedeutet, dass jeder vierte Container eingespart werden kann. Das redu­ziert nicht nur die Anzahl der Container auf dem Schiff, sondern auch die Lkw-Fahrten zum Hafen und vom Hafen zum Zielort – ein klarer Umweltvorteil. Insgesamt errei­chen wir Kosten- und Emissionseinsparungen von rund 20 Prozent entlang der gesamten Lieferkette.