Hochwertige Kosmetikverpackungen nachhaltig und effizient produziert
Spritzgießtechnik erfüllt Präzisionsanforderungen
Design ist seine Leidenschaft und das sieht man auch an den Produkten. Tomaz dos Santos ist der Inhaber und Geschäftsführer von Thomriss, einem großen brasilianischen Hersteller von Kosmetikverpackungen mit Fokus auf Augenbrauenstifte und Mascara. Seine tägliche Herausforderung: hochwertige Oberflächen mit einer nachhaltigen und kosteneffizienten Produktion zu vereinen. Der Spritzgießausrüster Wittmann unterstützt mit Maschinen, Automation, Peripherie und anwendungstechnischer Beratung.

Bild: Thomriss
Besonders stolz ist Tomaz dos Santos auf den großen Reinraum in der vor zehn Jahren neu errichteten Firmenzentrale in Lençóis Paulista, knapp 280 Kilometer nordwestlich der Stadt São Paulo. „Qualität ist unser Topkriterium“, erklärt der CEO. Auf dem Tisch im großen, hellen Besprechungsraum liegen die unterschiedlichsten Verpackungsteile, darunter Lippenstiftgehäuse, Mascara-Röhrchen, Make-up-Tiegel und Tropflaschen für flüssige Präparate. Mehr als 50 verschiedene Verpackungsformate sind im Angebot. Für die Spritzgießproduktion ist das eine ungeheuer hohe Zahl. Denn es gilt zu bedenken, dass zum Beispiel ein Lippenstift allein mindestens fünf Werkzeuge erfordert und jedes Produkt in unzählbaren Varianten geordert werden kann. Alle Produkte sind in einem sehr breiten Farbspektrum und mit Farbverläufen erhältlich. Viele Verpackungsteile werden bedruckt, lackiert oder metallisiert. Ins Auge fallen vor allem die in Pink eloxierten Lipgloss- und Eyeliner-Behälter, die besonders edel glänzen.
Präzise und saubere Produktion notwendig
„Das geht nur mit einer hochpräzisen und sauberen Produktion“, erklärt dos Santos. Jedes noch so kleine Staubkorn und jede noch so feine Unebenheit würde nach dem Metallisieren deutlich ins Auge fallen und zu Ausschuss führen. Grundlage für die perfekten Oberflächen ist die hohe Abformgenauigkeit beim Spritzgießen. 44 Spritzgießmaschinen mit Schließkräften von 120 bis 240 Tonnen stehen in der Spritzgießhalle. Bei fast allen handelt es sich um SmartPower Maschinen von Wittmann. Mit 65 Prozent der produzierten Verpackungseile ist die Spritzgießverarbeitung der größte Produktionsbereich am Standort. „Die Smartpower Spritzgießmaschinen vereinen präzise Maschinenbewegungen mit viel Dynamik und einer hohen Effizienz“, erklärt Cássio Luis Saltori, Geschäftsführer von Wittmann Battenfeld do Brasil. „Mit diesen Eigenschaften ist die Baureihe prädestiniert für den Einsatz in der besonders preissensitiven Herstellung von anspruchsvollen Kosmetikverpackungen.“ Die Drive-on-Demand-Antriebstechnik kombiniert reaktionsschnelle Servomotoren mit leistungsstarken Konstantpumpen, was bei einem minimalen Energieverbrauch sehr schnelle und zugleich präzise Maschinenbewegungen ermöglicht. Ein zusätzlicher Energiespareffekt ergibt sich durch das Energierückgewinnungssystem KERS, das bei Bremsvorgängen die Bewegungsenergie in elektrische Energie umwandelt. Diese Strommenge kann dann innerhalb der Maschine zum Beispiel für die Zylinderheizung genutzt werden.
Qualitätskonstanz für niedrigste Produktionskosten
1990 hatte dos Santos sein Unternehmen gegründet und die ersten Spritzgießmaschinen beschafft. Zunächst wurde in Spritzgießmaschinen eines chinesischen Anbieters investiert. Aus Kostengründen, wie der Geschäftsführer berichtet. Die Qualität habe ihn aber nicht überzeugt. Deshalb kommen nur noch Maschinen aus der Wittmann-Gruppe ins Werk. Aufgrund der hohen Prozessstabilität und Qualitätskonstanz kommt das am Ende günstiger. Nicht zu vergessen der anwendungstechnische Support, den Marcos Cardenal und Cássio Luis Saltori leisten. Als einziger Anbieter im Markt ist Wittmann in der Lage Gesamtlösungen anzubieten, die von der Rohmaterial-Aufbereitung und -Versorgung über das Spritzgießen, die Automatisierung und Werkzeugtemperierung bis zum Inline-Recycling und der Digitalisierung den gesamten Spritzgießproduktionsprozess umfassen. Tomaz dos Santos nutzt diesen Vorteil für sich aus. Die gesamte Peripherie zum Trocknen, Fördern und Dosieren der Kunststoffgranulate kommt ebenso von Wittmann wie die Linearroboter für das Entformen und Ablegen der Spritzgießteile. Die Automatisierung wird angesichts der steigenden Qualitäts- und Effizienzanforderungen für Thomriss immer wichtiger.
PET in immer mehr Anwendungen
„Wittmann ist für uns auch Entwicklungspartner“, betont der Geschäftsführer von Thomriss. „Wenn neue Herausforderungen auf uns zukommen, entwickeln wir gemeinsam eine Lösung.“ Zum Beispiel bei den Tropfflaschendeckeln mit integrierter Pipette, die aus zwei unterschiedlichen Materialien bestehen. Für den flexiblen Dom kommt ein TPE zum Einsatz, und der Schraubaufsatz besteht aus Polypropylen. Beide Komponenten werden in Mehrkavitätenwerkzeugen produziert und unmittelbar nach dem Spritzguss direkt im Werk montiert. Die beiden Entwicklungspartner haben nach umfangreichen Tests die Materialien ausgewählt und den Prozess optimiert. „Wir sind mit dieser Lösung flexibel und kostengünstig“, sagt dos Santos. Wo immer es die geforderte Funktionalität zulässt, verfolgt Thomriss eine strikte Monomaterialstrategie. „Unsere Kunden achten auf Nachhaltigkeit. Im Kosmetikbereich ist die Nachhaltigkeit der Verpackung ein wichtiges Kaufkriterium“, so dos Santos. Genau aus diesem Grund hält ein für Thomriss relativ neues Material rapide Einzug ins Produktportfolio: PET. „PET hat viele Vorteile. Verpackungen aus PET zeichnen sich durch Transparenz, eine hohe Steifigkeit und Beständigkeit aus. Für uns entscheidend ist aber das Recycling. Es gibt für das Material bereits seinen geschlossenen Kreislauf. Wir designen immer mehr Verpackungen für PET, und gehen auch in Hochvolumenanwendungen den PET-Way.“ Unter den Produkten befinden sich mehrere Beispiele für innovative Kosmetikverpackungen aus PET sowie recyceltem PET.
Neue Zentralanlage steigert Effizienz im Materialhandling
16.000 Quadratmeter Nutzfläche bietet das moderne Werk in Lençóis Paulista. Die Produktion wird kontinuierlich erweitert und modernisiert. In Kürze wird eine neue große Zentralanlage für die Granulattrocknung und -versorgung von Wittmann installiert. Auch diese Maßnahme trägt dazu bei, die Effizienz und Nachhaltigkeit weiter zu steigern. Pläne für die Zukunft hat Tomaz dos Santos viele, und dabei zieht die Familie an einem Strang. Mit Tochter und Sohn ist die zweite Unternehmergeneration bereits am Start.