Till Isensee und Liane Miller

Tiliscos Kolumne

„Alle reden mit KI – aber wer redet noch mit seinem Lieferanten?“

Lustig, wie schnell wir glauben, dass ein Tool, das gut formulierte Sätze baut, plötzlich auch komplexe technische Zusammenhänge versteht. Spoiler: Tut es nicht. Noch nicht. Aber der Hype ist groß, weil der Wunsch so verständlich ist – weniger Aufwand, mehr Klarheit, bitte alles schön schnell.

­Also Zeit, den Hype aus Anwendersicht mal einzudampfen. Ja, KI kann helfen – das ist keine Frage. Aber sie ist kein Zauber­stab, der mit einem passenden Prompt aus Halbwissen plötzlich technische Meisterwerke zaubert. Was viele übersehen: Es geht nicht nur um das Tool, sondern darum, die richtigen Fragen zu stellen. Und die kommen eben nicht von allein. Wenn es um Stamm- oder Maschinendaten geht, um jetzige oder zukünftige Konformitätsangaben oder andere Fleißarbeiten, kann eine KI ein echter „Gamechanger“ sein. Trainiert, gefüttert, sauber aufgesetzt, glänzt sie da richtig. Aber sobald es darum geht, Wissen zu übertragen – und zwar echtes Wissen, mit Kontext, mit Aus­nahmen, mit Zielkonflikten – dann stoßen wir an Grenzen. Hart. Verpackungsentwicklung ist leider kein Malen-nach-Zahlen. Wer glaubt, KI könne komplexe Produkte entwerfen, die regulatorisch, funktional und nach­haltig überzeugen, der hat vermutlich geglaubt, der Commodore 64 sei die Krönung der Entwicklung. Euphorie, Möglichkeiten, erste Spielereien. Aber auch: limitierte Power. Und ja, wie damals geht’s auch heute rasant weiter – Verdopplung der Rechenleistung, neue Modelle im Monatsrhythmus. Und während der KI-Hype durch die Medien fegt, ist er oft noch nicht viel mehr als ein hübsches Feigen­blatt. Denn eine Studie zeigte kürzlich: Die meisten Chat-KIs erzählen schlichtweg Blödsinn, wenn’s kompliziert wird. Nicht, weil sie schlecht sind – sondern weil sie nicht wissen, was sie nicht wissen. Und das ist gefährlich in einem Umfeld, das rechtlich, technisch und regulatorisch so anspruchsvoll ist wie Verpackungen. Der Fortschritt kommt, keine Frage. Und irgendwann wird eine KI sicher auch die PPWR nicht nur verstehen, sondern sinnvoll interpretieren und anwen­den können. Aber bis dahin – kleiner Reminder – lohnt es sich, einfach mal wieder mit dem eigenen Lieferanten zu reden. Der hat zwar kein neuronales Netz – aber manchmal bessere Antworten.

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