Bilder: Schreiner Medipharm

Vorgefüllte Spritzen

Blister ersetzen

Vorgefüllte Spritzen sind sowohl für Patienten als auch prozessseitig von Vorteil. Bisher waren dafür Blister als Schutz- und Sicherheitskompo­nenten notwendig. Eine neue Lösung kann nun die Funktionen des Blisters vollständig ersetzen.

Auf der Pharmapack 2025 in Paris wurde sie erstmals ­vor­gestellt: eine neu entwickelte Verpackungslösung von Schreiner Medipharm in Zusammenarbeit mit Schott Pharma und Körber Pharma, die eine konventionelle Blis­ter­verpackung laut der Unternehmen vollständig ­erset­zen kann. Die neue Lösung besteht aus einem ­speziellen Sprit­zenverschluss zur optimierten Etikettierung von Spritze und Kappe, einem multifunktionalen Label mit Erstöff­nungsindikation und einer volumenoptimierten Kar­ton­verpackung. Das spart Platz, Ressourcen und Kosten. Der neue Spritzenverschluss ermöglicht ein einfaches ­Etikettieren der Spritze einschließlich der Kappe, wodurch ­zusätzliche Kennzeichnungsfläche gewonnen und eine Erst­öffnungsanzeige auf Primärverpackungsebene realisiert werden kann.

Label als funktionales Bindeglied

Als ein wichtiges Element der Innovation nennt ­Schreiner Medipharm das Cap-Lock Label: ein Funktionsetikett, das spe­ziell für die Schott Toppac infuse COC-Spritze mit neu ent­wickel­ter Spezialkappe konzipiert wurde. Durch den identischen Durchmesser von Kappe und Spritzenkörper lässt sich das Label prozesssicher applizieren und umschließt die Spritze und den unteren Teil der Kappe wie eine zweite Haut. Die zentrale Sicher­heitsfunktion: eine ­irreversible Erstöffnungs­indikation. Diese wird beim erstmaligen Öffnen der Kappe automatisch ausgelöst und macht sowohl manipulatives als auch beabsichtigtes ­Öffnen und Wiederverschließen sichtbar. Die Integrität der vorgefüllten Spritze ist somit von der Herstellung über den Transport bis hin zur Anwendung beim Patienten gewährleistet. Zusätzlich übernimmt das Label verschiedene Schutzfunk­tionen des konventionellen Blisters, darunter eine optio­nale Gasbarriere zur Reduktion der Sauerstoffdiffusion sowie individuell adaptier­baren, mehrstufigen UV- und Lichtschutz. Die erweiterte Etikettenfläche ermöglicht zu­dem eine variable Gestaltung mit Produktinformationen, Farbcodes oder auch Branding-Elementen. Zudem ist das Cap-Lock Label digital erweiterbar und kann mit einem integrierten RFID-Chip ausgestattet werden. Das ermög­licht eine automatisierte Rückverfolgung auf Unit Level. Auch eine digitale Erstöffnungsanzeige ist realisier­bar. Dadurch wird nicht nur die Sicherheit erhöht, sondern auch die Integra­tion in digitale Supply-Chain- und Krankenhausprozesse erleichtert. So gekennzeichnete Pro­dukte lassen sich durch­gängig nachver­folgen, was das ­Risiko von Medikamen­ten­fälschungen und Manipulationen verringern kann.

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Automatisch konfektionieren, codieren und verpacken

Die Kombination von Schott Toppac infuse Spritze mit spe­zieller Kappe plus dem Cap-Lock Label von ­Schreiner Medipharm wird ergänzt durch die passende Top-Load-Karton­verpackung aus 100 Prozent Monomaterial von ­Körber Pharma, die nicht nur recyclingfähig, sondern auch ­maschinell ver­arbeitbar ist. Die Spritzen können automa­tisch konfektio­niert, codiert und verpackt werden. Die ge­mein­same Verpackungs­lösung wurde laut der Unternehmen erfolgreich einer ISTA-3A-Transport­prüfung unterzogen, was seine Unversehrtheit und Sicherheit auch unter realen Versand­bedingungen bestätigt. Im Rahmen der Alliance to Zero, einem branchenübergreifenden Zusammenschluss zur Förderung nachhaltiger Lösungen in der pharmazeutischen Lieferkette, konnten Schreiner Medipharm, Schott Pharma und Körber Pharma durch intensiven Austausch die Entwicklung eines ganzheitlichen, industriell skalierbaren Ansatzes ermöglichen. Die Integration der neuen Verpackungslösung in beste­hende Prozesse verläuft nach Herstellerangaben reibungslos, da sie gezielt auf bestehende Produktions- und Logistikstrukturen abgestimmt ist. Auf Verpackungsebene entfällt die Inspektion kritischer Versiegelungen, was den Kontrollaufwand reduziert und gleichzeitig die Prozesssicherheit erhöht. Durch das neue Verpackungskonzept ohne Blister verkürzt sich die Fertigungs­kette.

Einsparung in Höhe von 16 Seecontainern

Ein besonderer Fokus bei der Entwicklung lag laut der Unter­nehmen auf der Umweltbilanz. Durch den vollständi­gen Verzicht auf Kunststoffblister könne die neue Gesamt­lösung sowohl Verpackungsmaterial als auch CO2-Emissionen signifikant reduzieren. So lassen sich durch die höhere Packungsdichte bei 10 Millionen 5 ml-Spritzen 16 Seecontainer einsparen. Das entspricht einer CO2-Einsparung von rund 87.400 Kilogramm – allein für den einmaligen Transport von Hamburg nach New York. Das entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß von über 700.000 mit dem Auto gefahrenen Kilometern oder dem Energie­verbrauch eines durchschnittlichen Vier-Personen­Haushalts über einen Zeitraum von 22 Jahren. Neben der signifikanten CO2-Reduktion ­können pharma­zeutische Hersteller von einem ­geringeren Lagerbedarf profitieren sowie einer effizienteren Distribu­tionslogistik. Schreiner Medipharm rechnet vor: So wird beispielsweise dreimal weniger Platz benötigt – nicht nur beim Transport, sondern auch in Krankenhauskühlschrän­ken oder Medikamen­tenschränken. Im direkten Vergleich ergibt sich eine Reduktion des Verpackungsvolumens um rund 25 Prozent. Dadurch passen auf eine Standardpalette nicht mehr nur 5.040, sondern 6.300 Spritzen. Für eine Lieferung von 10 Millionen Spritzen bedeutet dies, dass statt 83 nur noch 67 Container benötigt werden. Bei einem durchschnittlichen Transportpreis von 6.500 US-Dollar pro Container ergibt sich beim Transport von ­Hamburg nach New York eine logistische Einsparung von rund 104.000 US-Dollar pro Shipment.

Sicher, nachhaltig, blisterfrei

Die Kombination aus Schott Toppac infuse COC-Spritze mit Spezialkappe, Cap-Lock Funktionslabel von ­Schreiner Medi­Pharm und einer volumenoptimierten Kartonverpackung von Körber Pharma ergibt ein gesamtheitliches Verpa­ckungssystem. So steht eine vollständig blisterfreie Lösung für vorgefüllte Spritzen zur Verfügung, die alle sicherheitsrelevanten und funktionalen Anforderungen erfüllt – und darüber hinaus Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit und eine kosteneffiziente Supply Chain bietet.