Verpackungen für eine grünere Zukunft
Das Potenzial der PPWR erschließen
Am 11. Februar 2025 trat die lang erwartete EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) in Kraft, die wichtige Termine und Ziele zur Reduzierung von Verpackungsabfällen, zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit und zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der gesamten EU-Wirtschaft festlegt.

Bilder: Masterpress
Die PPWR ist in vielen Bereichen des Übergangs zu nachhaltigen Verpackungen ein willkommener Schritt nach vorn. Erstens: Auch wenn viele der in der Verordnung genannten Fristen und Ziele noch auf weitere Diskussionen stoßen werden, bietet das Dokument natürlich die lang erwartete regulatorische Stabilität, die Unternehmen benötigt haben, um mit Zuversicht nachhaltige Wachstumsstrategien zu entwickeln. Zweitens, und das ist vielleicht am wichtigsten, hat der neue Rechtsrahmen das Potenzial, als Katalysator für den Aufbau eines echten Ökosystems der Zusammenarbeit in unserer Branche zu dienen.
Alleine wenig Chancen
Grundsätzlich kann kein einzelnes Unternehmen den Weg zu nachhaltigen Verpackungen allein beschreiten – und es wird auch nicht in der Lage sein, die Vorteile des PPWR voll auszuschöpfen. Denn in der Tat werden in den neuen Rechtsvorschriften ehrgeizige Ziele formuliert. So wird es zweifellos eine Herausforderung sein, bis 2030 alle auf dem EU-Markt befindlichen Verpackungen auf wirtschaftlich vertretbare Weise wiederverwertbar zu machen. Eine Herausforderung, die in ein Schlüsselinstrument für Innovation und letztlich für Unternehmenswachstum umgewandelt werden kann, wenn eine engere Zusammenarbeit in der gesamten Verpackungswertschöpfungskette, von Rohstoff-Lieferanten über Verarbeiter bis hin zu Markeninhabern und Abfallentsorgungs-Unternehmen, in den Vordergrund gestellt wird.
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Hut ab für nachhaltige Verpackungen
Um diesen Ansatz zu fördern, müssen wir - die Akteure der Verpackungsindustrie – unsere „Wettbewerberhüte“ ablegen. Der Wettbewerb in vielen Bereichen unserer Branche hat den Übergang zu nachhaltigen Verpackungen einige Jahre lang blockiert. Dieses Problem lässt sich besonders gut an der Einführung von Mehrweg-Verpackungssystemen veranschaulichen. Die derzeitigen Wiederverwendungsmodelle scheitern oft an der Fragmentierung. Einzigartige Verpackungsdesigns erfordern zentralisierte Sammel- und Reinigungssysteme, was zu Ineffizienzen führt, die die Wiederverwendung wirtschaftlich unrentabel machen. Die Lösung liegt in diesem Fall in der Standardisierung – der Schaffung gemeinsamer Verpackungsdesigns, die die Komplexität reduzieren und eine breitere Akzeptanz fördern. Für den Etikettierungssektor bedeutet dies, dass Wege gefunden werden müssen, um die Markendifferenzierung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Standardisierung voranzutreiben. Ein vielversprechender Ansatz ist hier das Verwenden ablösbarer Etiketten, wie Shrink Sleeves oder Haftetiketten mit abwaschbarem Klebstoff, die Markeninhabern Flexibilität bei Design und Botschaft bieten. Diese innovativen Projekte erfordern jedoch eine enge Zusammenarbeit zwischen Designern, Markeninhabern und Recyclinganlagen, um sicherzustellen, dass diese Systeme nicht nur funktional, sondern auch skalierbar sind. Darüber hinaus sind wir als Etikettendrucker und -verarbeiter strategisch gut positioniert, um Innovationen durch gemeinsame Anstrengungen zu fördern. Durch die Entwicklung von Produkten und Fähigkeiten, die Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in den Vordergrund stellen, können wir Markeninhaber und Hersteller bei der Umstellung auf Materialien und Systeme unterstützen, die ihren Verpackungen helfen, sowohl die Erwartungen der Verbraucher als auch die in der PPWR dargelegten regulatorischen Ambitionen zu erfüllen.
Aufklären, beraten und anleiten
Diese Verantwortung geht jedoch über die Produktentwicklung hinaus. Als Branchenführer müssen wir unsere Partner aufklären und anleiten, von der Beratung zu regulatorischen Änderungen bis hin zur Förderung nachhaltiger und zirkulärer Praktiken in der gesamten Lieferkette. Vor einigen Jahren haben wir für unseren Kunden, Berry Superfos von Berry Global Packaging, eine für das Recycling konzipierte Lösung aus einem einzigen Material entwickelt. Der Kunde suchte nach einem neuen 50%-igen PP-Milchbecher, der die ordnungsgemäße Identifizierung und das Recycling in den richtigen Polymerstrom erleichtern sollte. In enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern gingen wir über das Recycling hinaus, indem wir die Dicke des Bechers durch das Downgauging-Verfahren auf 45µ reduzierten, was nicht nur den Kunststoffverbrauch verringerte, sondern auch zur Senkung der Energie- und Produktionskosten beitrug. Kürzlich haben wir eng mit unserem Druckfarbenhersteller Siegwerk zusammengearbeitet, um dessen erstes vollständiges UV-Flexo-Deinking-System in Europa einzuführen. Im Rahmen des Projekts führte Siegwerk Feldtests des neuen Systems in den Anlagen von Masterpress durch, um seine Effektivität zu bestätigen und so die gemeinsamen Bemühungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft zu stärken. Wenn man Partner von innovativen, nachhaltigen Lösungen überzeugt, kann dies oft den dringend benötigten Schneeballeffekt bei der Umstellung auf nachhaltige Verpackungen auslösen. Dank der erfolgreichen Einführung des oben erwähnten Polyolefin-Schrumpfschlauch-Materials mit geringer Dichte und der kontinuierlichen Beratung unserer Partner haben wir den Schlauch auf 42µ verkleinert und damit den dünnsten Polyolefin-Schrumpfschlauch auf dem Markt geschaffen.
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Das „Rauschen“ bei der engeren Zusammenarbeit beseitigen
Während wir als Industrie mehr tun müssen, um Innovationen durch Partnerschaften und koordinierte Anstrengungen zu fördern, um die ehrgeizige Agenda des PPWR zu erfüllen, sind wir uns den Herausforderungen bewusst, die damit verbunden sind, sicherzustellen, dass „engere Zusammenarbeit“ mehr als nur ein Schlagwort ist. Die gemeinsamen Bemühungen der Industrie, neue Grenzen zu setzen, werden mit Kosten verbunden sein. Um die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen durch die neue Verordnung zu bewerkstelligen, werden die Unternehmen mehr investieren, mehr testen und mehr innovieren müssen, was nicht nur die Budgets belasten, sondern in vielen Fällen auch die Produktionseffizienz beeinträchtigen wird (zum Beispiel aufgrund von Testläufen). Natürlich werden diese Unternehmen auf externe Unterstützung angewiesen sein, um zumindest einen Teil der mit der Umstellung verbundenen Kosten abzufedern. Darüber hinaus wird uns die Verfolgung innovativer Projekte, wie das Verwenden ablösbarer Etiketten, nicht näher an nachhaltige Verpackungen heranführen, wenn nicht gezielte Subventionen für wichtige Partner in der gesamten Lieferkette, wie etwa die Verwerter, gewährt werden, um die für die vollständige Übernahme dieser Lösungen erforderliche Infrastruktur zu schaffen. Die Hürden bei der Umsetzung der ehrgeizigen Agenda des PPWR werden dadurch noch verschärft, dass es in der Gesetzgebung keine Standardisierungen gibt, die dazu beitragen könnten, die wichtigen Recyclingziele zu erreichen. Zwar werden gleichzeitig Normen sowohl für Verwerter und den Verwertungsprozess als auch für das Recycling von Verpackungen entwickelt, aber keine dieser Richtlinien ist derzeit im PPWR enthalten. Entscheidend ist, dass der PPWR zwar für regulatorische Stabilität sorgt, die durch eine engere Zusammenarbeit Anreize für Innovationen schafft, dass er aber nicht flexibel genug ist, um innovative Projekte, die sich derzeit in der Entwicklung befinden, aufzunehmen, was ein tieferes Problem der regulatorischen Klarheit offenbart. Angesichts des jüngsten politischen Kurswechsels der EU hin zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere durch die Vereinfachung und Deregulierung von Vorschriften, erwarten wir jedoch einen ergänzenden Legislativ-Vorschlag, der die Lücken im derzeitigen Rechtsrahmen noch vergrößern wird.

Die neue Verordnung liefert unserer Branche die lang erwarteten Wegweiser auf unserem Weg zu nachhaltigen Verpackungen.
Gabriel Magdaleno Direktor für strategisches Produktmanagement und Marketing Masterpress
Wegweiser für ein grüneres Verpacken?
Die neue Verordnung liefert unserer Branche die lang erwarteten Wegweiser auf unserem Weg zu nachhaltigen Verpackungen. Durch die Förderung einer intensiveren Zusammenarbeit über die gesamte Lieferkette hinweg können wir, die Verpackungsindustrie, ein wichtiges Instrument für Innovationen schaffen, das uns hilft, die ehrgeizige Agenda des PPWR umzusetzen und uns einer nachhaltigen Verpackung näher zu bringen. Obwohl die derzeitige Form des PPWR bemerkenswerte Lücken aufweist, wie zum Beispiel die mangelnde Klarheit der Vorschriften, ist es für uns wichtig, unser Konkurrenzdenken abzulegen, während wir auf weitere Entwicklungen in der Gesetzgebung warten. Wir bei Masterpress sind uns der Komplexität dieses Umdenkens bewusst, glauben aber, dass unsere Projekte, wie der dünnste Polyolefin-Schrumpfschlauch, die Branche dazu ermutigen können, vom Wettbewerb zur Zusammenarbeit überzugehen. Darüber hinaus sind wir heute bereit, Partnerschaften einzugehen, die sich mit wichtigen Herausforderungen befassen, wie beispielsweise der Standardisierung von Mehrweg-Verpackungssystemen, um sicherzustellen, dass unsere Branche eine grünere Zukunft verpacken kann.