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Verpackungsoptimierung

Effiziente Logistik und Transportverpackungen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten und ­angesichts steigenden Wettbewerbsdrucks ­suchen selbst etablierte Unternehmen nach Wegen zur ­Optimierung ihrer Prozesse. Das Optimieren von ­Primär- und Transportverpackungen bietet ungenutzte Potenziale zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung.

Zwei relevante und praxiserprobte Initiativen wollen wichtige und notwendige Impulse zur Weiterentwicklung der Verpackungsstrategien liefern. Die hier vorgestellten Initiativen zielen nicht allein darauf ab Prozesskosten zu senken, sondern auch das Thema Nachhaltigkeit ins Unternehmen zu tragen sowie die langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.

Initiative 1: Verpackungsrespezifikation

Ein Hands-on-Wettbewerbsvergleich im Bereich der Verpa­ckungs­optimierung bietet Unternehmen die Möglichkeit, durch gezielte Analyse und Neugestaltung der Verpackungsmate­rialien erhebliche Einsparpotenziale zu identifizieren und zu realisieren. Dabei ist es entscheidend, die spezifischen Anfor­derungen der Kunden sowie die logistischen Gegebenheiten zu berücksichtigen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Das primäre Ziel der Verpackungsrespezifikation ist, den Mate­rialverbrauch zu reduzieren, die Beschaffungskosten zu senken und gleichzeitig die Stabilität und Funktionalität der Verpackungen zu erhalten. Ein geringerer Materialverbrauch führt nicht nur zu einem niedrigeren Materialeinsatz, sondern auch zu geringeren direkten Beschaffungskosten. Dies kann unter anderem durch das Optimieren von Deckenbahnen, Wellenstrukturen und Veredelungstechniken erreicht werden. Eine optimierte Verpackungs­spe­zi­fika­tion ermöglicht den Lieferantenkreis bei ­Ausschreibungen zu erweitern. Durch Standar­disierungen lassen sich Verpackungseinkaufsvolu­mina bündeln, was in Kombination mit einer verringerten Verpackungskomplexität zu ­besseren Kostenstrukturen führt. Die Maßnahmen ­müssen selbstverständlich durch entsprechende Transport- und Stabilitätstests abgesichert werden, um sicherzustellen, dass die neuen Verpackungen den logistischen Anforderungen gerecht werden.

Hands-on Vorgehensweise zur Verpackungsoptimierung

Als erstes ist die systematische Prüfung und Benchmarking nennen. Der erste Schritt besteht in der systematischen Prü­fung und dem Benchmarking der eigenen Versandkartonagen gegen die der Wettbewerber. Dies dient der vorläufigen ­Schät­zung des Potenzials, das durch Optimierungen erschlossen ­werden kann. Im nächsten Schritt werden die logistischen An­for­derungen und Vorgaben des Verpackungsdesigns neu und ­detailliert definiert. Hierbei werden außerdem die Transport­­wege, Lagerbedingungen und spezifischen Schutzbedürfnisse der Produkte berücksichtigt. Anschließend erfolgt eine detaillierte Prüfung und Quantifizierung der Einsparpotenziale, die durch die Respezifikation der Verpackungsmaterialien ­realisiert werden können. Hierbei werden die Auswirkungen von Ände­rungen an Deckenbahnen, Wellenstrukturen und Verede­lungen auf Materialverbrauch und Kosten genau untersucht. Abschlie­ßend werden die neuen Kartonagen und Verpackungen in ­ersten Pilotchargen getestet und nach Bedarf angepasst. Nach einer erfolgreichen Pilotierungsphase erfolgt abschließend ein weitreichender Roll-out der neuen Verpackungen.

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Initiative 2: Füllgradoptimierung

Eine häufig vernachlässigte Komponente und gleichzeitig eine mögliche weitere Ausbaustufe in der Verpackungsoptimierung ist das logistische Optimieren von Primär- und Sekundärverpackungen hinsichtlich ihrer Füllgrade. Suboptimale Verpa­ckungsgrößen werden durch starre Fördertechniken und Verpackungstechnologien verstärkt, die oft nur begrenzte ­Größen zulassen. Dies führt zu ineffizienten Kartonfüllgraden, bei denen im Prinzip „Luft“ versendet wird. Suboptimale Kartongrößen resultieren zudem in einer ineffizienten Paletten-Beladung, wodurch Transportkapazitäten nicht optimal genutzt werden, und unnötige Lieferkosten entstehen. Das Optimieren der Karton- und Ladungsträger-Füllgrade setzt genau an diesem Punkt an: Als Erweiterung der Initiative „Verpackungsrespezifikation“ werden die Füllgrade von ­Kartons und beispielsweise Paletten analysiert und optimiert. Ziel ist es, eine maximale Auslastung der Transport- und Lagerkapazi­täten zu erreichen. Höhere Kartonfüllgrade und eine effizien­tere Paletten-Beladung führen zu einer Reduktion der Lieferkosten bei Speditionen sowie zu geringeren anteiligen Transportkosten bei der eigenen Flotte. Durch das Optimieren der Füllgrade können Unternehmen den Materialeinsatz und die Logistikkosten signifikant senken.

Hands-on Vorgehensweise zur Füllgradoptimierung

Neben der Elektrifizierung können thermische Speicher aber auch bisher ungenutzte Potenziale bei der Abwärme heben. Die Rückgewinnung von Überschusswärme und ihre Speicherung für die spätere erneute Nutzung als Primärenergie in einer Art Prozesswärme-Recycling verringert eben­falls die Abhängigkeit von fos­silen Energiequellen, spart Energiekosten und Emissionen. So arbeiten viele Papierhersteller bereits jetzt mit Wärmerückge­winnungs­anlagen. Ther­malspeicher können diese ­sinnvoll ergänzen und eine flexible Steuerung des Wärme­recy­clings ermöglichen. Dieses Verfahren findet bei einem der weltweit größten Düngemittelhersteller Yara im norwegi­schen Porsgrunn Anwendung. Die dampfbasierten thermi­schen Speicher – die ersten ihrer Art im industriellen Ein­satz – ermöglichen Yara, nicht bedarfsge­recht erzeugte Energie in Form von Dampf zurückzugewinnen und je nach Einsatzbedarf für verschiedene Prozesse der Anlagen ­wieder in das Dampfnetz einzuspeisen. Diese Form des so­genannten Steam Grid Balancing sorgt dafür, dass weniger fossile Brennstoffe für die Erzeugung zusätzlichen Dampfs eingesetzt werden müssen und Fluktuationen in Produk­tion und Energieeinspeisung ausgeglichen werden können.

Do’s bei der Verpackungsoptimierung

Regelmäßige Kontrollen: Durchgeführt werden sollten kontinuier­liche Analysen und Bewertungen der aktuellen Verpackungslösungen, um sicherzustellen, dass diese alle Qualitäts- und Füllmengenanforderungen bei gleichzeitiger Kosteneffizienz erfüllen.

Einsatz innovativer Materialien: Setzen sie auf innovative Verpackungsmaterialien und -hilfsmittel, die bessere Schutz- und Umwelteigenschaften bieten.

Kollaborativer Ansatz: Eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden, um so innovative und effiziente Verpackungslösungen zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.

Don’ts bei der Verpackungsoptimierung

Vernachlässigung von Eignungstests: Nicht erzichten sie nicht auf umfassende Tests der neuen Verpackungsmaterialien, um sicherzustellen, dass sie den logistischen Anforderungen entsprechen.

Unflexible Verpackungsgrößen: Vermeiden von starren Verpa­ckungsgrößen, die nicht an unterschiedliche Produktgrößen angepasst werden können, um Flexibilität und Effizienz zu ge­währleisten.

Vernachlässigung von Wechselwirkungen: Nicht nur auf kurzfristige Kosteneinsparungen beschränken, sondern auch die langfristigen Auswirkungen auf Nachhaltigkeit und Effizienz berücksichtigen.

Praxisnahe Methoden

Die beiden vorgestellten Initiativen zur Verpackungsopti­mierung stellen einen Auszug aus der langjährigen Projekterfahrung von Höveler Holzmann dar. Praxisnahen Methoden stellen sicher, dass Verpackungsstrategien nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch zukunftsfähig sind.

Autoren: Gereon Küpper, Partner bei Höveler Holzmann Consulting in Düsseldorf Johann Riedlberger, Manager bei Höveler Holzmann Consulting

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