Progroup-Gründer Jürgen Heindl gab uns im Jahr 2020 einen Zwischenstand zur 10-Jahres-Unternehmensstrategie. Fünf Jahre und einen Generationenwechsel später zieht nun sein Sohn Maximilian Heindl und jetziger Progroup CEO gegenüber packREPORT Bilanz.
Herr Heindl, von 2015 bis 2025 hatte Progroup eine Verdoppelung der Produktionskapazitäten geplant – und zwar gleichmäßig hinsichtlich Papier-, Wellpappe- und Energiekapazitäten. Zur Halbzeit 2020 sah es bereits sehr gut aus, wie ist die Strategie bis heute aufgegangen?
Im Herbst 2025 wird diese Strategie kein ambitionierter Plan mehr sein, sondern betriebliche Realität. Wir werden bis zum Ende der aktuellen Strategieperiode von 2015 bis 2025 eine Reihe von Großbauprojekten erfolgreich umgesetzt haben: Die Papierfabrik PM3 mit einer Produktionskapazität von 750.000 Tonnen pro Jahr sowie nicht weniger als acht Wellpappformatwerke (PW09 – PW16) mit einer Produktionsgesamtkapazität von deutlich mehr als einer Million Tonnen pro Jahr. Ebenso wird unser zweites Waste-to-Energy-Kraftwerk PPO2 Mitte 2025 den Regelbetrieb aufnehmen. Damit findet eine kapitalintensive Wachstumsphase von Progroup zunächst einen erfolgreichen Abschluss. Unser Werksverbund ist in dieser Konstellation hervorragend für die Zukunft aufgestellt – und zwar für eine Vielzahl an Szenarien, welche die Marktanforderungen mit sich bringen werden. Unterm Strich kann man also sagen: Ziele erreicht, Strategie aufgegangen.
Wie hat der Generationenwechsel funktioniert und wie sieht die Strategie für die nächsten zehn Jahre aus?
Dank einer guten und vor allem langfristigen Planung hat der Generationenwechsel sehr reibungslos funktioniert. Ich habe von meinem Vater ein hervorragend bestelltes Haus übernommen und führe unsere langfristige Wachstumsstrategie fort. Aber natürlich setze ich auch neue Impulse, um Progroup in diesen herausfordernden Zeiten enkelfähig zu gestalten, beispielsweise in der weiteren Digitalisierung oder in der Umsetzung einer konsequenten Kreislaufwirtschaft. Was unsere Strategie angeht: Wir erwarten auf absehbare Zeit eine herausfordernde Situation im Markt, vor allem aufgrund der Entwicklung der wirtschaftlichen Lage. Daher fokussieren wir in den nächsten zwei, drei Jahren darauf, die Digitalisierung und KI-gestützte Automatisierung im Unternehmen weiter voranzutreiben und in diesem Rahmen auch die Produktivität weiter zu steigern. Mittel- bis langfristig sehen wir nach wie vor ein erhebliches Marktpotenzial für Produkte aus Wellpappe. Unser Geschäftsmodell ist resilient genug, um auch schwache Marktphasen zu durchlaufen. Gleichzeitig verfügen wir dank unseres Mill-Systems, des klaren Fokus auf Zentraleuropa und unseres soliden Kundenstamms über eine starke Grundlage für weiteres Wachstum. Worauf es ankommen wird, ist, dieses Potenzial gemeinsam, im Verbund mit unseren Kunden, zu erschließen. Und das wird auch der Kern der Strategie für die nächsten zehn Jahre sein.
Welche Rolle spielt die PPWR für Progroup?
Grundsätzlich teilen wir die Ziele vieler Bestimmungen der PPWR, beispielsweise die Förderung einer recyclingorientierten Gestaltung sowie die leichte Trennbarkeit der einzelnen Bestandteile von Verpackungen. Diese Regeln zahlen auf unser Ziel einer effizienten Kreislaufwirtschaft ein. Gleichzeitig sehen wir uns als Produzent von voll recycelfähigen Produkten auch bezüglich der in der aktuellen Fassung der PPWR verschärften Extended Producer Responsibility (EPR) schon heute sehr gut aufgestellt. Die darin geforderte Rücknahme und Wiederverwendbarkeit von Materialien ist bei uns heute schon Realität: Unser Wellpappenrohpapier wird fast ausschließlich aus dem Sekundärrohstoff Altpapier gefertigt. Das Endprodukt Wellpappe wird über das Recyclingsystem getrennt gesammelt und als Altpapier bis zu 25 Mal wiederverwertet. Damit zeigen wir, wie erfolgreiche Kreislaufwirtschaft funktioniert. Wellpappe ist ein Material, das die Anforderungen der PPWR hervorragend erfüllt. Insofern sehen wir vor allem die Chancen der PPWR – gerade für unser Geschäftsmodell. Auch das ist ein Grund, langfristig an unserer Wachstumsstrategie festzuhalten, denn Wellpappe wird auch in Zukunft eine große Rolle im Verpackungsmarkt spielen. (mns)