
Till Isensee und Liane Miller
Tiliscos Kolumne
„Der Stille Tod der chemischen Recycler“
Haben Sie es auch gemerkt? In der Welt der Verpackungen vollzieht sich eine stille Wende: Das chemische Recycling, einst von der Chemie-Lobby als Heilsbringer gefeiert, droht (zum Glück) in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
Während die PPWR (bisher) auf mechanisches Recycling setzt, wächst mit jedem Tag, an dem die delegierten Rechtsakte näher rücken, die Gefahr, dass diese umstrittene Technologie für Lebensmittelkontaktmaterialien legitimiert wird. Horden von Lobbyisten arbeiten bereits lange daran. Problem dabei? Das chemische Recycling, wie es in den vergangenen Jahren von so unzähligen Firmen und Lobbyisten popagiert wurde, ist auf PET, und nicht auf Poleolefine ausgelegt, was es für eben diese auch ineffizient macht. Dabei gibt es durchaus Firmen, die Verfahren neben der Pyrolyse entwickelt haben, um beim Recycling da anzusetzen, wo die Grenzen des mechanischen Recyclings erreicht sind: Verfahren des lösemittelbasierten Recyclings. Kennen Sie den Unterschied zwischen beiden Verfahren? Dann erkennen Sie schnell, das die Pyrolyse schlicht keine Existenzberechtigung hat. Pyrolyse zersetzt Kunststoffe thermisch in ihre Monomere – ein energieintensiver Prozess. Lösemittelbasiertes Recycling hingegen löst Polymere auf, ohne ihre Struktur zu zerstören. Effizienter, wirtschaftlicher und vor allem: Es schließt echte Kreisläufe. Kein Wunder also, dass, unter anderem auf der Interpack 2023, groß angekündigte Pyrolyse-Anlagen überhaupt nicht gebaut wurden, oder sogar, wie zuletzt in den Niederlanden, bestehende Anlagen still und leise in die Insolvenz gegangen sind. Das Pyrolyseverfahren scheint wohl eher auf dem absteigenden Ast zu sein, während lösemittelbasiertes Recycling in den Fokus rücken kann. Die EU steht nun vor einer entscheidenden Weichenstellung. Öffnet Sie die (Hinter-) Türen für das chemische Recycling, um die geforderten 10 Prozent Rezyklatanteil in kontaktsensitiven Verpackungen zu stemmen? Oder wird Sie sich in Richtung echter Kreislaufwirtschaft bewegen und setzt auf echte, zukunftsfähige Lösungen? Klar ist: Die Attraktivität von Rezyklat wird nicht nur durch Verfügbarkeit und Preis bestimmt, sondern durch seine CO2-Bilanz im Vergleich zu Virgin-Material. Wer hier nicht punkten kann, wird es trotz PPWR-Vorgaben schwer haben, sich am Markt zu behaupten.
Internet: tilisco.de